08.04.2010, 23:22
Apis schrieb:Nein, mir geht es dabei anders. Ich halte von meiner Grundeinstellung her (für die ich schon oft genug belächelt wurde) sehr viel für möglich. Bei näherer Analyse kommen dann aber trotzdem oft Zweifel auf, welche Hindernisse (und auch Grenzen) vielleicht auftauchen könnten. Das ist insbesondere so bei der ersten Konfrontation mit neuen Möglichkeiten, über die ich mir noch nie Gedanken gemacht hatte, noch gar keine GS angelegt hatte, weil ich bisher zu solchen Sachen neutral eingestellt war.Da wirst Du Dich bei Dir besser auskennen als ich bei Dir. Mir fällt dazu spontan Josef Kirschner ein, der in einem seiner Bücher von einer sogenannten Killerphase spricht. Jemand hat die Idee für eine Firma oder für ein Geschäft. In der ersten Phase ist er Feuer und Flamme, sieht alle möglichen Gründe, warum es klappen wird. Dann setzt die Killerphase ein und er sieht alle möglichen Gründe, die dagegen sprechen. So ungefähr beschreibt Kirschner das. Da könnte man schon die Glaubenssätze dahinter ausmachen, jedenfalls die grobe Richtung. Aber im Einzelnen weiß es wohl nur jeder selber. Und ob es bei Dir genau das ist, weiß ich auch nicht.
Zitat:In der Tat. Ich wollte damit nur sagen, daß die Umstände durchaus komplexer sein können, als es auf den ersten Blick scheint. Daß es vermeintlich gute Gründe geben kann, warum sich jemand einschränkende Glaubenssätze zu eigen macht. Ist nicht einfach, das Thema.Zitat:Wie sinnvoll es ist, sich dem allgemeinen Glaubenssatz anzuschließen, daß es schwierig ist ein Instrument auf höchstem Niveau zu beherrschen dürfte auch offensichtlich sein.![]()
Wenig sinnvoll. So wirst Du es wohl gemeint haben.
(Wir kennen uns noch nicht gut genug, dass ich Deine Ironie jedes Mal sofort erkenne, sorry.)
Zitat:Sinn macht das nur, wenn man sich aus bestimmten Gründen entschlossen hat, diesen Weg nicht einzuschlagen. Ein Beispiel.Also macht es recht oft Sinn. Man kann und möchte doch nicht alle Wege gehen, oder?
Zitat:(Pause.) Ruburt ist entschlossen, ausdauernd, hartnäckig und verfügt über viel Energie; er ist kreativ, intuitiv und mit einer ausgezeichneten Flexibilität des Bewußtseins begabt. Er hat sein Leben um den Kernglaubenssatz aufgebaut, daß er ein Schriftsteller ist.DNdpR, Si 645
Von diesem Glaubenssatz ausgehend hat er alle seine Erfahrungen betrachtet und sie miteinander in Einklang gebracht; Impulse, die ihm förderlich waren, hat er begünstigt und andere, nachteilige beiseite geschoben. Nun: Aufgrund dieser speziellen Charakterveranlagung hat er sozusagen alles auf eine Karte gesetzt. Diejenigen Leser, die das ebenfalls tun, sehen sich selbst auf eine bestimmte Weise. Sie richten ihre Erfahrungen primär nach dieser bestimmten Sehweise aus. Das kann sowohl die geschlechtliche als auch die berufliche Rolle betreffen. Ihr seht euch vielleicht in erster Linie als Mutter oder Vater, als Lehrer, Herausgeber oder als »Mannesmann« an. Immer aber werdet ihr eine Eigenschaft auf Kosten aller anderen betonen — eure athletische Konstitution, eure spirituellen Neigungen oder was immer.
Nun ist eine solche Konzentration ausgezeichnet, wenn sich euer ursprüngliches Konzept mit euren Erfahrungen fortlaufend ausweitet und als solches nicht gar zu einschränkend wirkt. Jemand sieht sich zum Beispiel primär als Mutter. Ursprünglich hat das vielleicht nur die häusliche Fürsorge für die Kinder bedeutet. Aber wenn das Selbstbild einer Frau darauf beschränkt bleibt, dann schließt es vielleicht sogar eine Partnerschaft mit dem Ehemann aus; es unterbindet viele zusätzliche Interessen und verhindert die Entfaltung der Persönlichkeit in anderen Bereichen.
Ähnlich ist es, wenn euer Kernglaubenssatz soviel Gewicht auf Spiritualität legt, daß euch das vom naturnotwendigen Ausdruck eurer Sinnlichkeit trennt. Dann ist er einengend geworden und wird am Ende selbst die spirituellen Erfahrungen abwürgen, die zu fördern seine eigentliche Bestitnmung war.
Bei der Arbeit an seinen Glaubenssätzen sah sich Ruburt mit zwei widerstreitenden Kernglaubenssätzen konfrontiert. Sein »Schriftstellerselbst« hing einem Glaubenssatz an, dem zufolge die dichterische Darstellung gewisser Materialien richtig und gut war. Er hatte sich in der Abwehr aller entgegengesetzten Impulse geschult und sein Leben von jungen Jahren an nach diesen Richtlinien aufgebaut.
Seit Beginn seiner medialen Erfahrungen fühlte er sich gedrängt, über die Erfahrungen zu schreiben, die er gemacht hatte, und dieses Material schöpferisch zu verwenden. Seine früheren, seine schriftstellerische Identität betreffenden Glaubenssätze waren jedoch nicht mit diesem neuen Bedürfnis in Einklang zu bringen, weil er nur Lyrik und die Romanschriftstellerei als Dichtung gelten ließ.
Er war im Begriff, sich und sein Leben in zwei Hälften zu teilen, in ein »mediales Selbst« und ein »Schriftstellerselbst«. Das Schriftstellerselbst sah alles, was nicht aus den ihm bis dahin vertrauten Inspirationsquellen floß, schief an. Es wollte nicht zulassen, daß aus Ruburts fünfstündigem schriftstellerischem Arbeitstag noch anderes schöpferisches Material herauskommen sollte. Diese Glaubenssätze brachten natürlich ihre eigenen Emotionen mit sich, so daß Ruburt böse wurde, wenn andere in ihm das Medium sahen.
Die gleiche Art von Dilemma kann im Erfahrungsbereich eines jeden Lesers vorkommen, wenn zwei stark gegensätzliche Kernglaubenssätze aufeinandertreffen. Ruburt hat nämlich auch an seine mediale Arbeit geglaubt und sich ihr völlig hingegeben. Er hat ein paar physische Symptome entwickelt und seinen Glaubenssätzen folgend arbeitet er an ihnen. Er hat einsehen müssen, daß sie sein inneres Selbstbild genau widerspiegeln.
Zitat:Diese Ansicht kommt mir sehr entgegen, klar. Und natürlich ist es näher dran an den Impulsen, von daher hast Du auch recht.Zitat:Aber Dank Deines Freds zum Thema Talent habe ich beschlossen, mein Talent als Fotograf stärker zu entwickeln. Ich weiß ja jetzt, wie es geht.![]()
Oh ja, sehr gut. Beginne mit dem Avatar.![]()
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Und bitte ergänze noch die Seth-Quelle für Deine Signatur, wenn Du Lust hast.![]()
Zitat:Trotz Pflicht-Thread und den damit verbundenen Einsichten.Ich bin mit diesem Thread auch noch nicht recht glücklich, s.u.
Zitat:Ich habe zur Zeit jedoch einfach keinen Bock auf Gitarre.DAS bringt es auf den Punkt! Wo und wie soll Freude entstehen, wenn man auf eine Beschäftigung schlicht keinen Bock hat. Anders ausgedrückt: Wenn die Beschäftigung zur Pflicht wird. Würde man sich selbst und der Gemeinschaft nicht viel BESSER helfen, wenn man nur das täte, was einem wichtig ist und worauf man deswegen auch Lust hätte?
Das wäre wesentlich näher an den Impulsen und sicherlich viel spontaner und letztlich wohl auch werterfüllender.![]()
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Zitat:Tash hat es freundlicherweise schon erwähnt, wo Du es finden kannst. Darauf habe ich mich bezogen.Zitat:Nun sagt Seth leider auch, wer sich in eine Richtung begrenzt, begrenzt sich in alle Richtungen. Das will ich nun auch nicht.Wo sagt/schreibt er das?
Zitat:Und was hat das mit einer Sache zu tun, auf die man schlicht keinen Bock hat?Wie komplex so etwas sein kann, zeigt Seth in dem von mir oben zitieren Beispiel.
Zitat:Zitat:Ich habe ein Dilemma, Tash.Hast Du nicht. Und Tash wird Dir da nicht 'raushelfen, denke ich. Aber ich - vielleicht![]()
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Du hast mir schon sehr geholfen, Apis, danke. Ebenso wie Tash ganz sicher ein paar Mal vorher...
Liebe Grüße
Lane