19.02.2022, 09:41
Zitat:Bei mir hat obiges Zitat ein großes Fragezeichen aufgeworfen: Wenn wir Assoziationen u.a. auch aus der Zukunft integrieren, ziehen wir damit nicht gleichzeitig jene Zukunft in unsere erlebte Realität?
Durch die Assoziation als solche ganz bestimmt nicht, ganz egal wann und wo sie ihren Ursprung hat. Behaupte ich jetzt einfach.

Für mich stellt sich dabei die Frage, was du unter dem "Intergrieren einer Assoziation" verstehst.
Assoziationen lenken ganz einfach nur Gedanken und Gefühle entlang bestimmter Bahnen. Bahnen, die weniger deiner wachbewussten, sondern vielmehr deiner inneren Logik folgen. (Was im Traumzustand ja noch sehr viel deutlicher wird als im Wachzustand.)
Beispiel aus dem ganz normalen Alltag: Ich sehe in einer Auslage eine Vase, die mich an eine Freundin erinnert, welche eine sehr ähnliche Vase besitzt, erinnere mich dadurch weiter an eine Begebenheit, die sich bei meinem letzten Besuch bei ihr zugetragen hat und mit einem verletzten Tier zu tun hatte, was meine Gedanken und Erinnerungen wiederum in irgendwelchen Bahnen lenkt, und irgendwann finde ich mich bei der lebhaften Erinnerung an einen Dozenten an der Veterinärmedizinischen Uni wieder, an den ich seit dreißig Jahren nicht mehr gedacht habe – und frage mich verblüfft, wie ich jetzt wohl auf den gekommen bin.
Würde ich dieser Frage Aufmerksamkeit schenken, könnte ich meine "Gedankenkette" Schritt für Schritt, Assoziation für Assoziation wieder zurück verfolgen, bis ich wieder bei der Vase im Schaufenster gelandet bin – was mich wieder daran erinnern könnte, dass ich eigentlich noch auf einen Sprung in dieses spezielle Geschäft wollte, ehe ich wegen all der Erinnerungen völlig gedankenverloren daran vorbeimarschiert bin

In meinem Beispiel assoziiere ich den Anblick der Vase wachbewusst mit einer Freundin und reagiere auf diese Assoziation mit diversen bereits erlebten Erinnerungen. Ob es Erinnerungen erfreulicher oder unerfreulicher Natur sind, bestimmt weitgehend meine aktuelle Laune im Moment der Wahrnehmung.
In Seths Beispiel assoziiert Frederick den Geruch des Parfüms unterbewusst mit dem noch nicht "real" erlebten Tod seiner Mutter und reagiert auf diese Assoziation mit körperlichen Symptomen.
Im ersten Fall könnte man die Assoziation "Vase-Freundin" mit dem Egobewusstsein erkennen, im zweiten Fall kann man die Assoziation "Parfüm-Tod der Mutter" egobewusst überhaupt nicht finden.
Ob du diese spezielle wahrscheinliche Zukunft für dich physisch erlebbar machst, hängt aber in keinem Fall vom Ursprung der Assoziation ab, oder davon, ob du diesen Ursprung und Zusammenhang ergründen kannst, sondern allein davon, wie du mit deiner wahrgenommenen Reaktion darauf (Erinnerungen im ersten Beispiel, Krankheit im zweiten Beispiel) in der Folge umgehst. Das heißt wie immer und überall auch in diesem Fall: allein von deinen Gedanken, Gefühlen und Erwartungen.
Zitat:Jetzt frag ich mich, hat er nicht durch das Fokussieren auf diese Assoziation automatisch jenes Ereignis, das die Assoziation auslöst in sein Leben geholt? Oder besser: Hat er nicht letztlich durch die Assoziation das Ereignis in sein Leben geholt? Wer holt hier was? Die Assoziation das Ereignis oder das künftige Ereignis die Assoziation?
Das ist die gleiche Frage wie die nach dem Huhn und dem Ei. Und die Antwort darauf hast du doch eh gleich mitgeliefert:
Zitat:Bedingen sie sich gegenseitig und sind durch die Zeit hindurch wie aneinandergekettet? Denn alle Zeit existiert ja bekanntlich gleichzeitig. Nur als Menschen erleben wir sie als aufeinanderfolgend.
Unsere Leben durchlaufen viele verschiedene Wahrscheinlichkeiten. Welche davon wir bewusst wahrnehmen hängt von unserem Fokus ab. Wir bekommen, worauf wir uns fokussieren. Oder wie Seth gesagt hat:
Alles Physische hat zuerst als Gedanke und Gefühl existiert. Von dieser Regel gibt es keine Ausnahme. (DNdpR Sitzung 609)
Zitat:Assoziationen sind Gedanken und Gefühle.
Zweifellos.
Zitat:Demnach wäre es ratsam, sich von unangenehmen Assoziationen, für die man den Auslöser nicht kennt, fernzuhalten.
Es ist auch ratsam, sich von unangenehmen Assoziationen fernzuhalten, deren Auslöser offensichtlich sind. Wobei "fernhalten" das falsche Wort ist. Man muss sie mit angenehmen oder zumindest neutralen Assoziationen überschreiben.
Zitat:Sie könnten die Funktion eines Warnschildes in unserer Psyche haben. Dumm nur, dass uns das unbekannte Mysteriöse oft am meisten kitzelt!
Alles Unangenehme ist ein Warnschild, Yeti


Zitat:Okay - das waren jetzt mehrere Fragezeichen, die sich zu einem großen zusammenfügen.
Wer hat eine Antwort?
Wer hat noch Fragen?
