01.10.2015, 09:06
(01.10.2015, 08:00)Apis schrieb: Das ist faszinierend! Deine Beispiele sind recht ansprechend gewählt.
Ich habe bisher IMMER Interesse als rein intellektuelle (die Ähnlichkeit steckt im Wort) gesehen. Gerade könnte ich es mir, um bei Deinem Beispiel zu bleiben, als Widerstreit der Gewichtung von Überzeugungen vorstellen: ist der belief "Ich brauche Erholung im Seth-Universum" gerade wichtiger als der belief "Ich brauche gerade Fortbildung und mentale Herausforderung"?
Für das erfolgreiche Absolvieren des Seminars ist der intellektuelle "belief" eindeutig wichtiger. Obwohl ich sagen würde, dass in diesem Fall der eigentliche Belief darin besteht, die damit verbundene höhere berufliche und finanzielle Anerkennung zu brauchen, nicht die langweiligen Informationen des Vortragenden.

Wenn das emotionale Interesse dem widerspricht, sollte einem das zumindest zu denken geben. Das Interesse am Blick ins Forum würde ich (für mich persönlich) nicht als Belief bezeichnen, sondern als Impuls. Dem man übrigens in Zeiten wie diesen auch im Rahmen eines gerade stinklangweiligen Seminars nachgeben könnte

Zitat:Der Kern steckt im "ich brauche". Ist das Erkennen einer Notwendigkeit nun eine spontane Entscheidung für oder gegen etwas, eine Priorisierung?
Die Entscheidung für oder gegen etwas ist eine Reaktion auf das "Erkennen", die spontan sein kann, oder auch nicht. Wobei mich der Ausdruck "erkennen" irritiert, weil für das Abwenden einer Not, also für eine "Notwendigkeit" nie nur ein Weg in Frage kommt, den man dann "erkennen" könnte. Die Frage ist doch, welche Not man warum abwenden will und was man warum zu brauchen meint, oder?
Zitat:Wenn ich mich für Erholung entscheide, dann entscheide ich mich gegen Arbeit (zumindest, wenn ich bei Erholen nicht auch Arbeiten kann, wie z.B. im Garten, oder mich bei der Arbeit erholen, wenn ich einer sehr befriedigenden Arbeit nachgehe).
Eine Entscheidung für etwas ist automatisch auch eine Entscheidung gegen etwas anderes. Wenn ich persönlich die Qual der Wahl habe, dann richte ich mich eher nach dem, was ich emotional brauche.
Zitat:Emotionales Interesse kannte ich "so" nicht. Bisher habe ich das "emotionale Interesse" als reine Lust-Unlust-Thematik gesehen.
Die Lust-Unlust Thematik fällt auch unter dieses Kapitel, aber nicht nur sie. Wenn du beispielsweise eine jahrelang anhaltende, tiefe Sehnsucht nach irgendwas in dir spürst (und hoffentlich auch registrierst), dann ist das ein anderes "emotionales Interesse" als z.B. die spontane Lust auf einen Eisbecher.
Zitat:Noch klarer wird das Ganze, wenn man das Wort "Interesse" durch "Motivation" ersetzt. Es gibt immer etwas, das einen antreibt. Frage ist aber immer, welcher Antrieb gerade stärker ist.
In unserer Gesellschaft ist normalerweise der finanzielle Antrieb am stärksten. Auch dann, wenn das emotionale Interesse ganz woanders liegt und im Grunde sehr viel stärker wäre, würde man es sich ehrlich eingestehen. Weshalb ich persönlich "Motivation" eher mit intellektuellem Interesse gleichsetzen würde.
Von der "ignoranten Ignoranz" sind wir damit gar nicht mal so weit abgedriftet, wie es den Anschein hat
