30.09.2015, 22:02
(30.09.2015, 15:02)Apis schrieb: Echt? So habe ich das noch nie gesehen. Desinteresse als Gefühl. Muß ich mal auf mich wirken lassen...
Mach das. Aber nur, wenn's dich interessiert.

Emotional interessiert, wohlgemerkt, nicht intellektuell. Ich erläutere mal kurz den Unterschied zwischen emotionalem Interesse/Desinteresse und verstandesmäßigem Interesse/Desinteresse, damit du's bei vorhandenem Interesse besser auf dich wirken lassen kannst

Du siehst z.B. die Ehefrau deines Arbeitskollegen eng umschlungen mit einem dir fremden Mann. Du sprichst die Frau im Vorbeigehen nicht an, weil dein Verstand dir sagt, dass dich das nichts angeht. Es hat dich nicht zu interessieren. Das ist "intellektuelles Desinteresse". Neugierig wärst du aber schon und möchtest zumindest einen verstohlenen Blick auf die Konkurrenz deines Arbeitskollegen werfen. Das ist "emotionales Interesse". Beides ist nicht neutral.
Oder anders rum:
Du sitzt in einem Fortbildungskurs und bist vom Vortrag gelangweilt. Dein Verstand sagt dir "Hör zu. Das ist für dich von Interesse", während dein Gefühl dir sagt, dass du jetzt viel lieber vor dem PC sitzen und einen Blick in unser lauschiges Universum werfen würdest. Sowohl die Gleichgültigkeit gegenüber dem Vortrag als auch der Wunsch nach der anderen Beschäftigung sind nicht neutral, sondern eine Emotion.
Intellektuell ist die Stimme deines Verstandes, und die widerspricht oft genug deinem Gefühl. Aber auch sie ist nie neutral, weder beim erwünschten Interesse an dem Vortrag, noch beim erwünschten Desinteresse an den Eskapaden der Ehefrau vom Arbeitskollegen.
Im optimalen Fall gehen intellektuelles Interesse und emotionales Interesse Hand in Hand, oder auch intellektuelles und emotionales Desinteresse. Wenn sie es nicht tun, gibt es Stress, eben weil beide nie neutral sind.

Zitat:Ich bin heute mittag an der roten Fußgängerampel gestanden. Ich habe gewartet. Zig Lkw sind vorbeigefahren. Sie haben mich nicht interessiert, trotzdem habe ich sie wahrgenommen. Ich dachte mir, wenn sie anstatt an mir vorbei auf mich zugefahren wären, hätten sie mich SOFORT interessiert.

Zitat:Zitat:In meinen Augen eine etwas kühne Deutung ^^
Dass, laut Seths Ausführung, jede Wahrnehmung den Wahrnehmenden verändert (wie auch jede Wahrnehmung vom Wahrnehmenden verändert wird), kann man doch nicht mit der Änderung einer Überzeugung, also eines Beliefs, gleichsetzen.
Schon allein deshalb nicht, weil die vorhandenen Überzeugungen den Empfang und die Interpretation jeder Wahrnehmung, sowie die Reaktion darauf, weitgehend festlegen.
Das mag sein, OK. Aber ist nicht die Wahrnehmung auch ein kreativer Prozess, bei dem etwas geschaffen wird?
Absolut. Da bin ich ganz deiner Meinung ^^