25.11.2013, 11:11
Tash schrieb:Wie leicht oder schwer es mir fällt, ihnen zu vertrauen und ihnen nachzugeben.
Das ist für mich immer schon eines der entscheidenden Kriterien zur Unterscheidung gewesen.
Die Freundin treffen, Scherben aufsammeln oder erstmal ein Eis aus dem Kühlfach klauben. Diese "Kette" ließe sich ja durchaus noch erweitern. Womöglich klingelt es just in diesem Moment auch noch an der Haustür und die Nachbarin bittet einen, doch mal kurz auf das Baby aufzupassen. Höchstens fünf Minuten, sie muss unbedingt mal in den Keller runter und blablabla. Und weil wir sie kennen unsere kleine Chaotennachbarin, wissen wir, dass aus den Fünf Minuten garantiert eine halbe Stunde wird. Und nun?
Wenn wir uns nun also einig sind, ein Ziel erreichen zu wollen, und demtentsprechend auf die richtigen Impulse zum Erreichen dieses Ziel achten wollen, dann ist das Einfrieren der Zeit jetzt an diesem Punkt wirklich eine ganz starkes, mächtiges Werkzeug.
Tash, du bist genial. Echt.
Stellt euch doch mal die aktuelle Situation vor. Da stehst du nun du armer Tropf und weißt gar nicht, was du zuerst machen sollst. Wahrscheinlich stehen wir jetzt alle an der Haustür (natürlich, schließlich hat es geklingelt, was nichts anderes als "Alarm" bedeutet), hinter uns die Scherben, in uns das Verlangen nach einem Eis, neben uns die Option auf einen fröhlichen Plausch mit der Freundin, vor uns die Nachbarin. Impulse aus allen Himmelsrichtungen.
Die Nachbarin blubbert ihren Text herunter. JETZT spätestens ist der Zeitpunkt zum Einfrieren gekommen. Nun könnte man diese Zeit nutzen und die Ratio des Verstandes bemühen und klug überlegen, welches der vorhandenen Optionen dem Ziel wohl am Förderlichsten wäre. In diesem Fall würde meine Wahl auf das Treffen mit der Freundin fallen. Die Scherben können bis zum Abend locker da liegen bleiben, das Eis esse ich unterwegs oder am Treffpunkt mit der Freundin, die Nachbarin wird abgebügelt. Ganz klar. Das blöde Balg zu hüten, würde bei mir schon von vornherein unter den Tisch fallen. Da brauche ich gar nicht überlegen. Ein Witz, kommt nicht in Frage. Geht gar nicht. Stundenlang nicht. So, und schon haben wir den Salat. Die Ratio mischt sich mit dem Automatismus eines ausgewachsenen Widerwillens.
Worüber reden wir? Sicheres Universum! Ich muss gestehen, mittlerweile gefällt mir der Begriff nicht mehr so ganz. Nur mal so als Vorstellung. Was wäre denn, wenn wir - gerade auch bezogen auf unsere Ziele - von einem WOHLFÜHLUNIVERSUM sprechen?
Ich verfolge doch mit Sicherheit keine Ziele, die mir unangenehm erscheinen und die meine Situation verschlechtern würden. Natürlich nicht. Ich will mich wohlfühlen (um nicht die Utopie grenzenlosen Glücks bemühen zu müssen). Darum geht es doch. Sicherheit erlange ich als Nebenprodukt.
WOHLFÜHLUNIVERSUM
Mir ist der Begriff mittlerweile fast lieber. Weil er mir auch lieber ist, als dieser für mich doch am Ende eher schwammige Sicherheitsbegriff. Aber das kann ja jeder für sich halten wie ein Dachdecker.
Wenn das "Dach" jetzt das Wohlfühlen wäre, könnten wir innerhalb der eingefrorenen Zeit vielleicht eine ganz andere Entscheidung treffen. Der Widerwille gegen das Baby ist gesetzt. Das scheidet weiterhin aus. Aber was ist, wenn ich so ein pingeliger Zeitgenosse wäre, dessen Wohnung aus einem inneren, mächtigen Zwang heraus immer wie geleckt aussehen muss? Wenn ich jetzt der Nachbarin die Tür vor der Nase zuknalle und ihr deutlich erkläre wo sie mich mal kann, aber sowas von, mir stattdessen die Jacke anziehe und zu dem Date mit meiner Freunden eile und ich den Schwatz, den Kaffee und mein dazu bestelltes Eis überhaupt nicht genießen kann, weil mir der Scherbenhaufen zu Hause einfach keine Ruhe lässt und ich mich dadurch überhaupt nicht wohlfühle ... Tja, was dann?
Ich versuche mein Leben ganz stark nach diesen Wohlfühl-Aspekt zu leben. Ich kann sagen, dass ich damit sehr gut fahre. Ich habe damit unter dem Strich viel mehr richtig gemacht als falsch. Meine Impulswahl wäre daher immer noch die Freundin gewesen. In meiner Höhle kann so ein blöder Scherbenhaufen verdammt noch mal warten bis er an der Reihe ist. Der wäre mir völlig egal in diesem eingefrorenen Moment. Aber jeder Jeck ist anders, sagen die Kölner.
Das Ding mit dem Wohlfühlen kann durchaus zu Schwierigkeiten führen. Ich kriege dadurch immer mal wieder so Stempel aufgedrückt wie "Egoist", "Kindskopf" oder schlimmer, "Verantwortungsloser Geselle", "Asoziales Arschloch". Tja, das ist mir sowas von egal. Ich muss mein Leben führen, nicht das von irgendjemand anderen.
Ich entscheide ganz alleine, womit ich mich wohlfühle und womit nicht.
Also, wenn man die Zeit schon anhält und die "richtigen" von "falschen" Impulsen herausfiltern will, dann ist die Wohlfühlmethode meines Erachtens und meiner Erfahrung nach, wahrlich nicht die Schlechteste. Zumindestens ist sie eine große Hilfe.