15.11.2013, 08:47
Die erste Schwierigkeit, das Zweifeln an den eigenen schöpferischen Fähigkeiten, hätten wir damit abgehakt. Unsere Zauberstäbe funktionieren immer tausendprozentig zuverlässig, prompt und unbeirrbar, und mit der geschärften Aufmerksamkeit auf ihre Wirkungen, die Rückmeldungen und sofortigen Reaktionen aus FW2, kann jeder Zweifel erfolgreich bekämpft und bald schon völlig ausgemerzt werden.
Sobald man sich dessen erst einmal wirklich bewusst ist, spielen alle noch in FW1 existenten Konstrukte alter Zaubereien plötzlich überhaupt keine Rolle mehr. Sie haben dann nicht mehr Auswirkungen auf die subjektive emotionale Befindlichkeit als ein gründlich missratener Sonntagskuchen, für den wir ohne irgendein Rezept willkürlich und lieblos alles in den Teig gerührt hatten, was gerade so in der Vorratskammer herumlag. So ein Machwerk werfen wir nach dem ersten Bissen ja auch sofort in die Tonne und schenken ihm dort keine weitere Aufmerksamkeit mehr. Niemand würde ernsthaft auf die Idee kommen, die ganze Woche lang würgend und fluchend an ihm herumzukauen - was aber genau das ist, das wir tun, wenn wir uns ständig an noch vorhandenen Unliebsamkeiten orientieren und uns mit ihnen fluchend herumschlagen, anstatt die Zeit dafür zu nutzen, sorgfältig ausgewählte, schmackhafte Rezepte für neue Kuchen zu kreieren und uns ganz auf deren Zubereitung zu konzentrieren. Womit wir auch schon beim nächsten wichtigen Punkt gelandet wären.
Der zweite gravierende Fehler, der mir beim zaubern Lernen immer wieder unterlaufen ist, lässt sich - um bei der Kuchen-Analogie zu bleiben - mit derjenigen Situation vergleichen, in der jemand schon eine ganze Menge wirklich bekömmlicher, schmackhafter Rezepte zusammengesucht oder erstellt hat, sich daraus dasjenige herausfischt, auf das er gerade am meisten Lust hat, dann auch noch mit Begeisterung und Vorfreude alle dafür nötigen Zutaten zurechtlegt … und dann …. dann läutet das Telefon, er verlässt mit dem Handy am Ohr plappernd die Küche und vergisst prompt für den Rest des Tages darauf, aus all den herumliegenden Zutaten einen Teig zu kneten und ihn in den Ofen zu schieben.
Um dann die ganze Woche lang zu beklagen, dass er keinen Kuchen auf dem Teller liegen hat.
Das klingt nicht nur lächerlich, das IST lächerlich. Und doch ist es ganz genau das, was ich immer wieder getan habe: Mich immer und immer wieder von dem ablenken zu lassen, was ich „eigentlich“ vorhatte, so lange darauf zu vergessen, bis die Zutaten verdorben waren, und mich dann über den ständig knurrenden Magen zu beklagen.
Ich glaube nicht dass es im Leben auch nur eine einzige Sache gibt, die der Mensch besser beherrscht als sich ständig selbst auszutricksen und dann die Schuld dafür überall zu suchen, nur nicht bei der eigenen Inkonsequenz.
===========================
Kommentare ab Beitrag # 354 im Parallelthread
Sobald man sich dessen erst einmal wirklich bewusst ist, spielen alle noch in FW1 existenten Konstrukte alter Zaubereien plötzlich überhaupt keine Rolle mehr. Sie haben dann nicht mehr Auswirkungen auf die subjektive emotionale Befindlichkeit als ein gründlich missratener Sonntagskuchen, für den wir ohne irgendein Rezept willkürlich und lieblos alles in den Teig gerührt hatten, was gerade so in der Vorratskammer herumlag. So ein Machwerk werfen wir nach dem ersten Bissen ja auch sofort in die Tonne und schenken ihm dort keine weitere Aufmerksamkeit mehr. Niemand würde ernsthaft auf die Idee kommen, die ganze Woche lang würgend und fluchend an ihm herumzukauen - was aber genau das ist, das wir tun, wenn wir uns ständig an noch vorhandenen Unliebsamkeiten orientieren und uns mit ihnen fluchend herumschlagen, anstatt die Zeit dafür zu nutzen, sorgfältig ausgewählte, schmackhafte Rezepte für neue Kuchen zu kreieren und uns ganz auf deren Zubereitung zu konzentrieren. Womit wir auch schon beim nächsten wichtigen Punkt gelandet wären.
Der zweite gravierende Fehler, der mir beim zaubern Lernen immer wieder unterlaufen ist, lässt sich - um bei der Kuchen-Analogie zu bleiben - mit derjenigen Situation vergleichen, in der jemand schon eine ganze Menge wirklich bekömmlicher, schmackhafter Rezepte zusammengesucht oder erstellt hat, sich daraus dasjenige herausfischt, auf das er gerade am meisten Lust hat, dann auch noch mit Begeisterung und Vorfreude alle dafür nötigen Zutaten zurechtlegt … und dann …. dann läutet das Telefon, er verlässt mit dem Handy am Ohr plappernd die Küche und vergisst prompt für den Rest des Tages darauf, aus all den herumliegenden Zutaten einen Teig zu kneten und ihn in den Ofen zu schieben.
Um dann die ganze Woche lang zu beklagen, dass er keinen Kuchen auf dem Teller liegen hat.
Das klingt nicht nur lächerlich, das IST lächerlich. Und doch ist es ganz genau das, was ich immer wieder getan habe: Mich immer und immer wieder von dem ablenken zu lassen, was ich „eigentlich“ vorhatte, so lange darauf zu vergessen, bis die Zutaten verdorben waren, und mich dann über den ständig knurrenden Magen zu beklagen.
Ich glaube nicht dass es im Leben auch nur eine einzige Sache gibt, die der Mensch besser beherrscht als sich ständig selbst auszutricksen und dann die Schuld dafür überall zu suchen, nur nicht bei der eigenen Inkonsequenz.
===========================
Kommentare ab Beitrag # 354 im Parallelthread