24.09.2013, 20:38
Nur kurz heute 
Nun sind wir ja längst schon in medias res, und ehe wir uns noch tiefer drauf einlassen, wüsste ich gerne etwas von dir, Foggy. Warum wäre physische Realität für dich überflüssig, nur weil sie keine Gefahr mehr enthält? (Und ich meine Gefahr, keinen reizvollen Nervenkitzen.) Warum sollten Dramen, die du erstmals angstfrei, bewusst und absichtlich schreiben und inszenieren könntest, dir keinen Spaß mehr machen? Da fängt doch der Spaß erst wirklich an. Oder hältst du dich für einen so einfalls- und reizlosen Autor?
Harfenklänge??? Ja, genau. Bestimmt exakt das, was DU inszenieren würdest
Kim schrieb unter deine Bedenken:
Ich stimme dem völlig zu. Der kleine Haken an der Sache ist nur, dass man, um den Glauben an Bedrohung zu verlieren, zuerst mal die Angst vor drohenden Gefahren verlieren muss.
Du selbst hast das ja schon ganz richtig erkannt und geschrieben:
Da muss ich also keine offene Tür mehr einrennen. Trotzdem bin ich nicht ganz zufällig so auf der Angst herumgeritten.
Es gibt da eine Szene aus meinem Leben, an die kann ich mich erinnern, als wäre es gestern gewesen, obwohl sie mittlerweile schon gut zehn Jahre zurück liegt. Ich war mit ein paar wirklich netten Leuten grad aus Berlin weggeflogen und saß wie auf Nadeln. Nicht im Heli, sondern in einer Cessna. Nicht im Cockpit, sondern auf den hinteren Plätzen.
Ich mochte diese Dinger nicht. Ich traute ihnen nicht über die Flugbahn. "Nietenhaufen" war damals die gängige Bezeichnung für Flächenflugzeuge bei uns, aber das nur am Rande. Die Stimmung - von meiner abgesehen - war ausgezeichnet, das Wetter herrlich, die Destination verlockend, und das olle Flugzeug sogar verhältnismäßig geräumig. Ein Sechssitzer, Luxus pur für jemanden wie mich, der es auch deutlich beengter gewohnt war.
Ich konnte all das aber kein bisschen genießen, weil ich die Hosen gestrichen voll hatte. Und mir das noch nicht mal anmerken lassen durfte. (Auch Frau hat einen Ruf zu verlieren, vor allem, wenn sie täglich und fast ausschließlich von 'starken Kerlen' umgeben ist, ständig eine große Klappe riskiert und kurz vor der CHPL steht.) Während alle um mich herum in angeregte Gespräche vertieft waren und sich am Leben und luftigen Höhen freuten, war die liebe Tash ungewöhnlich wortkarg und sah demonstrativ gelangweilt aus dem Flieger. (Auch so eine Sache, die ich nicht leiden konnte. Viel zu sehen gab’s da nämlich nicht, knapp unter 10.000 Fuß Höhe. Nicht gerade der kleinste Nachteil von den Dingern. Man ist viel zu hoch oben, sieht vom Wolkenmeer abgesehen nullnix und muss sogar noch froh darüber sein nix zu sehen, denn wenn man da oben was zu sehen bekäme, wär’s wahrscheinlich das Letzte das man sieht. Wenn man Pech hat, wird einem auch ohne Sicht schlecht über all den Wolken, weil die Luft da oben so verdammt dünn wird
Aber ich schweife ab …)
Während ich da also so angespannt neben dem launigen Volk saß und innerlich vor mich hinzitterte, schweiften meine Gedanken immer wieder zu der sehnsuchtsvollen Frage: "Was wäre, wenn man dem Menschen die Angst nehmen könnte?" Diese Frage hat mich die ganzen schier endlosen Momente bis zur Landung nicht losgelassen und ging mir auch danach noch lange nicht aus dem Kopf. Was wäre, wenn?
Das Was konnte ich mir damals schon in den lebhaftesten Farben ausmalen, und ich male es mir auch heute in diversen Mußestunden noch gerne aus, soweit die Fantasie halt reicht. Aber die Antwort auf das „WIE wird man sie bloß los?“ die fand ich auch nach der Landung lange Zeit nicht. Obwohl ich damals schon zwei oder drei von Seths Büchern im Regal (und teilweise auch im Kopf) hatte und, nebenbei bemerkt, ohne sie erst gar keinen Freundeskreis gehabt hätte, der durch die Bank aus Piloten bestand. (Leider nicht nur Heli-Piloten
)
Die Fliegerei ist Geschichte. Die Frage nach dem "Wie wird man die Angst los" (und vor allem die möglichen Antworten darauf) ist aktueller denn je. Für mich. Für euch auch?

Nebel schrieb:(hier:) Es ist (jedenfalls mir) an diesem Punkt ja noch gar nicht klar, wie du ein Sicheres Universum beschreiben (uns malen) wirst. Du hälst den Spannungsbogen ja geschickt hoch.
Aber bevor wir da in medias res gehen, kann ich dir nur sagen, dass ich mir ein Universum in denen keine Herausforderungen, Anstrengungen und auch keine Risiken oder auch ungepolsterte Härten und ja, Abenteuer mehr erfahren werden (und sei es auch nur als »Tarnungserscheinungen«) nur schwer vorstellen könnte. Damit wäre für mich in letzter Konsequenz unsere physische Realität überflüssig. Wozu dann ein Theater, wenn die Aufführungen nur noch aus Harfenklängen bestehen? Die Dramen, die sich auf dieser Bühne abspielen, sind ja gerade der Spaß an der Sache.
Nun sind wir ja längst schon in medias res, und ehe wir uns noch tiefer drauf einlassen, wüsste ich gerne etwas von dir, Foggy. Warum wäre physische Realität für dich überflüssig, nur weil sie keine Gefahr mehr enthält? (Und ich meine Gefahr, keinen reizvollen Nervenkitzen.) Warum sollten Dramen, die du erstmals angstfrei, bewusst und absichtlich schreiben und inszenieren könntest, dir keinen Spaß mehr machen? Da fängt doch der Spaß erst wirklich an. Oder hältst du dich für einen so einfalls- und reizlosen Autor?
Harfenklänge??? Ja, genau. Bestimmt exakt das, was DU inszenieren würdest

Kim schrieb unter deine Bedenken:
Zitat:… in einem sicheren Universum fallen nach und nach - sobald wirklich erkannt - sämtliche Verteidigungsstrategien aus einer Zeit des Glaubens an allgegenwärtige Bedrohungen - auseinander und meine, mir bedingungslos aus meinem Sein gegebene Energie, kann für eine Kreativität verwendet werden, die das Leben auf individuelle verschwenderisch/großzügige/wertschätzende Weise erlebt und feiert.
Ich stimme dem völlig zu. Der kleine Haken an der Sache ist nur, dass man, um den Glauben an Bedrohung zu verlieren, zuerst mal die Angst vor drohenden Gefahren verlieren muss.
Du selbst hast das ja schon ganz richtig erkannt und geschrieben:
Nebel schrieb:… nicht die Gefahren, Risiken, Herausforderungen können uns fertig machen (manch einer wächst ja auch daran), sondern die ANGST vor diesen Dramen. Es geht darum, sich angstfrei diesen atmosphärischen Tarnungsstörungen zu stellen.
Da muss ich also keine offene Tür mehr einrennen. Trotzdem bin ich nicht ganz zufällig so auf der Angst herumgeritten.
Es gibt da eine Szene aus meinem Leben, an die kann ich mich erinnern, als wäre es gestern gewesen, obwohl sie mittlerweile schon gut zehn Jahre zurück liegt. Ich war mit ein paar wirklich netten Leuten grad aus Berlin weggeflogen und saß wie auf Nadeln. Nicht im Heli, sondern in einer Cessna. Nicht im Cockpit, sondern auf den hinteren Plätzen.
Ich mochte diese Dinger nicht. Ich traute ihnen nicht über die Flugbahn. "Nietenhaufen" war damals die gängige Bezeichnung für Flächenflugzeuge bei uns, aber das nur am Rande. Die Stimmung - von meiner abgesehen - war ausgezeichnet, das Wetter herrlich, die Destination verlockend, und das olle Flugzeug sogar verhältnismäßig geräumig. Ein Sechssitzer, Luxus pur für jemanden wie mich, der es auch deutlich beengter gewohnt war.
Ich konnte all das aber kein bisschen genießen, weil ich die Hosen gestrichen voll hatte. Und mir das noch nicht mal anmerken lassen durfte. (Auch Frau hat einen Ruf zu verlieren, vor allem, wenn sie täglich und fast ausschließlich von 'starken Kerlen' umgeben ist, ständig eine große Klappe riskiert und kurz vor der CHPL steht.) Während alle um mich herum in angeregte Gespräche vertieft waren und sich am Leben und luftigen Höhen freuten, war die liebe Tash ungewöhnlich wortkarg und sah demonstrativ gelangweilt aus dem Flieger. (Auch so eine Sache, die ich nicht leiden konnte. Viel zu sehen gab’s da nämlich nicht, knapp unter 10.000 Fuß Höhe. Nicht gerade der kleinste Nachteil von den Dingern. Man ist viel zu hoch oben, sieht vom Wolkenmeer abgesehen nullnix und muss sogar noch froh darüber sein nix zu sehen, denn wenn man da oben was zu sehen bekäme, wär’s wahrscheinlich das Letzte das man sieht. Wenn man Pech hat, wird einem auch ohne Sicht schlecht über all den Wolken, weil die Luft da oben so verdammt dünn wird

Während ich da also so angespannt neben dem launigen Volk saß und innerlich vor mich hinzitterte, schweiften meine Gedanken immer wieder zu der sehnsuchtsvollen Frage: "Was wäre, wenn man dem Menschen die Angst nehmen könnte?" Diese Frage hat mich die ganzen schier endlosen Momente bis zur Landung nicht losgelassen und ging mir auch danach noch lange nicht aus dem Kopf. Was wäre, wenn?
Das Was konnte ich mir damals schon in den lebhaftesten Farben ausmalen, und ich male es mir auch heute in diversen Mußestunden noch gerne aus, soweit die Fantasie halt reicht. Aber die Antwort auf das „WIE wird man sie bloß los?“ die fand ich auch nach der Landung lange Zeit nicht. Obwohl ich damals schon zwei oder drei von Seths Büchern im Regal (und teilweise auch im Kopf) hatte und, nebenbei bemerkt, ohne sie erst gar keinen Freundeskreis gehabt hätte, der durch die Bank aus Piloten bestand. (Leider nicht nur Heli-Piloten

Die Fliegerei ist Geschichte. Die Frage nach dem "Wie wird man die Angst los" (und vor allem die möglichen Antworten darauf) ist aktueller denn je. Für mich. Für euch auch?
