19.11.2007, 11:06
Hallo,
schön, Tash, daß Du die Sitzung zitierst hast.
Zunächst mal würde ich den Begriff Mitleid, den Seth verwendet gerne durch den Begriff "Empathie" ersetzen, der was ähnliches impliziert, aber wertneutraler klingt (man weiß ja ohnehin nicht, welches Wort Seth im Original verwendet, welches dann als "Mitleid" übersetzt wurde).
Empathie halte ich für eine unerlässliche Fähigkeit, die es uns möglich macht, in einem sozialen Gefüge zu leben im Sinne eines Miteinanders und nicht jeder für sich und gegen den Rest der Welt.
Der Schuldbegriff wird im systemisch-therapeutischen Kontext (in dem ich derzeit ausbildungstechnisch unterwegs bin) anders gedeutet. 'Teilweise wird er eher ökonomisch als moralisch gedeutet.
So, wie ich jemandem Geld schulden kann, was ein Ungleichgewicht entstehen läßt, welches erst duch den Ausgleich im Sinne der Rückzahlung wieder in ein Gleichgewicht überführt wird, kann man das auch auf andere Ebenen übertragen, in dem Sinne, daß Schuld ein Ungleichgewicht in einer Beziehung schafft. Das Gefühl der Schuld gegenüber einer Person entspricht dem entstehenden Druck bzw. Bedürfnis, diese mittels eines Ausgleichs zu bereinigen.
Das Gewissen als sensible Instanz, die für eventuelle Unausgewogenheiten in Beziehungen ein Regulativ ist sorgt dafür, daß immer wieder ein zwischenmenschlicher Ausgleich zwischen Geben und Nehmen erfolgt.
Dieser Ausgleich kann sich auf alle Ebenen beziehen (materiell, seelisch, geistig, energetisch). Wobei sich die Bandbreite der Beziehungen natürlich in diesem Wechselspiel vollzieht, es also nicht nur darum geht, einen permanenten Ausgleich aufrechtzuerhalten, ohne den es kein Geben und Nehmen gäbe. Vorstellbar vielleicht eher wie eine Wippe.
Mir gefällt diese Sichtweise, da sie jenseits von moralischer Bewertung des Themas Schuld steht und es ist für mich nachvollziehbar.
Wenn ich von jemandem viel erhalten habe, zum Beispiel auch im Sinne von Hilfe und Unterstützung, dann fühle ich mich auf angenehme Art in seiner/ihrer Schuld (in dem Sinne von "du hast bei mir was gut...") und werde bestrebt sein, dies bei passender Gelegenheit auszugleichen. Das vollzieht sich wohlgemerkt nicht als kleinkrämerischer innerer Rechenprozess, wo irgendwas aufgerechnet wird sondern ich erlebe das als selbstverständliches Bedürfnis, ein Streben nach Ausgleich hinsichtlich der Ausgewogenheit von Geben und Nehmen.
Das wäre für mich ein Beispiel natürlichen "Schuldempfindens".
Die Empathie, so wie Seth sie schildert spielt natürlich auch mit hinein, in dem Sinne, daß ich mich in den anderen hineinversetze und ihm nichts antue, was ich selber auch nicht mögen würde, nach dem Motto "was du nicht willst, daß man dir tut, das füg auch keinem anderen zu". Das Gewissen hat insofern viel mit Empathie zu tun und verursacht uns negativen Druck wenn wir gegen diesen Grundsatz verstoßen bzw. wider unsere Einsicht und unsere besseres Wissen handeln. Insofern empfinde ich es als wichtiges sensibles Regulativ, welches uns darauf hinweist.
Soweit zu meinen Assoziationen zu diesem Thema.
Schuld und Gewissen werden erst dann zu problematischen Themen, wenn sie mit einem moralischen externen Zeigefinger versehen werden und zur Durchsetzung und Aufrechterhaltung dogmatischer religiöser Werte eingespannt werden und nicht mehr dazu dienen, die Eigenverantwortlichkeit zu stärken.
Liebe Grüße
Kashi
schön, Tash, daß Du die Sitzung zitierst hast.
Zunächst mal würde ich den Begriff Mitleid, den Seth verwendet gerne durch den Begriff "Empathie" ersetzen, der was ähnliches impliziert, aber wertneutraler klingt (man weiß ja ohnehin nicht, welches Wort Seth im Original verwendet, welches dann als "Mitleid" übersetzt wurde).
Empathie halte ich für eine unerlässliche Fähigkeit, die es uns möglich macht, in einem sozialen Gefüge zu leben im Sinne eines Miteinanders und nicht jeder für sich und gegen den Rest der Welt.
Der Schuldbegriff wird im systemisch-therapeutischen Kontext (in dem ich derzeit ausbildungstechnisch unterwegs bin) anders gedeutet. 'Teilweise wird er eher ökonomisch als moralisch gedeutet.
So, wie ich jemandem Geld schulden kann, was ein Ungleichgewicht entstehen läßt, welches erst duch den Ausgleich im Sinne der Rückzahlung wieder in ein Gleichgewicht überführt wird, kann man das auch auf andere Ebenen übertragen, in dem Sinne, daß Schuld ein Ungleichgewicht in einer Beziehung schafft. Das Gefühl der Schuld gegenüber einer Person entspricht dem entstehenden Druck bzw. Bedürfnis, diese mittels eines Ausgleichs zu bereinigen.
Das Gewissen als sensible Instanz, die für eventuelle Unausgewogenheiten in Beziehungen ein Regulativ ist sorgt dafür, daß immer wieder ein zwischenmenschlicher Ausgleich zwischen Geben und Nehmen erfolgt.
Dieser Ausgleich kann sich auf alle Ebenen beziehen (materiell, seelisch, geistig, energetisch). Wobei sich die Bandbreite der Beziehungen natürlich in diesem Wechselspiel vollzieht, es also nicht nur darum geht, einen permanenten Ausgleich aufrechtzuerhalten, ohne den es kein Geben und Nehmen gäbe. Vorstellbar vielleicht eher wie eine Wippe.
Mir gefällt diese Sichtweise, da sie jenseits von moralischer Bewertung des Themas Schuld steht und es ist für mich nachvollziehbar.
Wenn ich von jemandem viel erhalten habe, zum Beispiel auch im Sinne von Hilfe und Unterstützung, dann fühle ich mich auf angenehme Art in seiner/ihrer Schuld (in dem Sinne von "du hast bei mir was gut...") und werde bestrebt sein, dies bei passender Gelegenheit auszugleichen. Das vollzieht sich wohlgemerkt nicht als kleinkrämerischer innerer Rechenprozess, wo irgendwas aufgerechnet wird sondern ich erlebe das als selbstverständliches Bedürfnis, ein Streben nach Ausgleich hinsichtlich der Ausgewogenheit von Geben und Nehmen.
Das wäre für mich ein Beispiel natürlichen "Schuldempfindens".
Die Empathie, so wie Seth sie schildert spielt natürlich auch mit hinein, in dem Sinne, daß ich mich in den anderen hineinversetze und ihm nichts antue, was ich selber auch nicht mögen würde, nach dem Motto "was du nicht willst, daß man dir tut, das füg auch keinem anderen zu". Das Gewissen hat insofern viel mit Empathie zu tun und verursacht uns negativen Druck wenn wir gegen diesen Grundsatz verstoßen bzw. wider unsere Einsicht und unsere besseres Wissen handeln. Insofern empfinde ich es als wichtiges sensibles Regulativ, welches uns darauf hinweist.
Soweit zu meinen Assoziationen zu diesem Thema.
Schuld und Gewissen werden erst dann zu problematischen Themen, wenn sie mit einem moralischen externen Zeigefinger versehen werden und zur Durchsetzung und Aufrechterhaltung dogmatischer religiöser Werte eingespannt werden und nicht mehr dazu dienen, die Eigenverantwortlichkeit zu stärken.
Liebe Grüße
Kashi