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Gedanken zum Thema Identifikation
#1
Hallo zusammen,

ich macht mir gerade Gedanken zum Thema Identifikation.

Identifikation mit etwas/jemandem führt zu einer Konzentration von Aufmerksamkeit/Liebe auf dieses etwas (oder diesen jemanden), während es gleichzeitig zu Angst vor Verletzung führt, welche durch die Ablehnung dieses etwas/jemand durch andere an einem Selbst spürbar wird aufgrund der Identifikation. Dies kann zu Aggression und Hass, sagen wir Anti-Identifikation gegen solche ablehnende Meinungen führen. Auch scheint Anti-Identifikation immer aufzutreten mit Identifikation, denn wo auch immer etwas ist, dem ein wie-ich aufgedrückt wird, da ist auch etwas, das nicht-wie-ich ist.

Nun sind wir alle Teile von dem ganzen, von dem Alles-was-ist, ergo würden wir uns mit Alles-was-ist identifizieren, gäbe es keine Anti-identifikation mehr, weil wir uns ja schon mit allem was ist identifizieren. Solange das aber nicht der Fall ist, solange gibt es nur eine Identifikation mit Einiges-was-ist und eine Anti-Identifikation mit Einiges-anderes-was-ist.

Nun trenne ich mal zwischen innerer und äußerer Ebene, die Identifikation von der ich spreche findet immer auf der äußeren Ebene statt, da sie etwas anderes als Ziel hat. Die Frage ist, woher überhaupt der Impuls kommt, sich mit etwas/jemanden zu identifizieren, das außerhalb der eigenen Psyche liegt, also das als etwas-anderes erkannt wird (von unserem menschlichen Standpunkt aus)?

Wenn ich nun mich selbst betrachte, so fällt mir massiv auf:
Die äußere Identifikation ist stets entgegengesetzt der inneren psychischen Identifikation.
Es ist, als sei die äußere Identifikation eine Art Ausgleich zu der inneren.
Teile meines Wesens, welche ich selbst in mir unterdrücke, denen ich also Angst/Hass entgegenbringe werden in der äußeren Identifikation mit mit Liebe überschüttet, wie ein Ventil durch das die im Inneren aufgestaute Energie herausströmen kann. Umgekehrt wird dem, der sich im äußeren gegen dieses Etwas/diesen Jemand äußert mit Ablehnung und Hass begegnet, ist das doch die Realisierung genau des Aspekts des eigenen Selbsts, welcher den im äußeren geliebten Teil in einem selbst unterdrückt.
Anti-Identifikation ist also der verzweifelte Versuch, den inneren Unterdrücker im Außen zu bekämpfen, Identifikation der Versuch, das im Innern unterdrückte im Außen zu erlangen, ihm die Liebe zuzuführen, was im Inneren nicht möglich ist.

Die innere Täter-Opfer-Dualität wird quasi in der Realität umgedreht und schafft Druckausgleich.

Macht man sich diesen Mechanismus einmal klar, so hat man einen mächtigen Spiegel in der Hand, mit welchem man Zugang zu seinen eigenen verdrängten und versteckten Komplexen und Wunden finden kann.

Im Laufe meines Schreibens wurde mir klar, dass derartige Dinge natürlich von Seth bereits beschrieben wurden, aber da ich gerade selbst diesen Gedanken entwickelt habe im Hinsicht auf den Aspekt "Identifikation", lasse ich das mal alles so stehen.

Ich hoffe, es ist überhaupt soweit verständlich ;)
"Sind deine Finger müde?"
-- Sitzung 513, GmS Kapitel 2
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#2
Hallo Kashi,

ich bin nicht sicher ob ich Dir intellektuell folgen konnte. Aber ich bin sicher, dass mich nur Menschen anziehen/meine Sympathie haben, mit denen ich Gemeinsamkeiten habe, also die Teile in sic h tragen, die Teilen von mir ähnlich sind. Das sind natürlich nur Teile der jeweiligen Person, aber sie sind da. Den "Rest" der Person kann ich dann, je nachdem, mehr oder weniger gut akzeptieren/annehmen. Personen die mir ganz "fremd" sind fliessen in der Regel an mir vorbei, also lerne ich nicht näher kennen. Also ganz gegenteilig zu dem was Du von Dir beschrieben hast - vorausgesetzt ich hab's richtig verstanden.
Das kann natürlich zum einen mit meiner ängstlichen Struktur zu tun haben (was einem vertraut ist macht in der Regel keine Angst), aber ich denke andereseits, daß das wirklich den Anziehungsfaktor für mich ausmacht.
Bin ich also mal wieder so ganz anders, oder habe ich ein Verständnis-Problem? :(

LG Phila
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#3
Hallo Khaos,

ich kann deinen Ansätzen auch nicht so ganz folgen.

Für mich ist Identifikation erst mal etwas ganz Neutrales. Es bedeutet, daß ich mich mit dem verbinde/identifiziere, was meiner Identität entspricht, worin ich mich also wiederfinde bzw. widerspiegle. Das können Personen, Stimmungen, Musik, Gedanken, Bilder, Wohnatmosphären, Ambiente, ein Beruf, Ideen, Bücher, Orte, Länder u.v.m. sein (ja nach Individuum und Ausrichtung bzw. Neigung). Etwas oder jemand, der oder das mich beseelt und mich mehr mich selbst fühlen und spüren läßt, worin ich aufgehe. Das ist erst mal potentiell etwas sehr Schönes. Solange es die eigene Identität stärkt und ein intensiveres Gewahrwerden und Spüren selbiger ermöglicht, ist es super. Wenn es zu Selbstverleugnung führt, kann es problematisch sein, wobei auch die vorübergehende Selbstvergessenheit angesichts des Aufgehens in Musik oder eine Landschaft, mit denen ich mich identifiziere sehr schön sein kann.

Wenn man sich mit einer Person partiell hinsichtlich bestimmter Aspekte identifiziert und dabei in der Lage ist, trotzdem auch noch die individuellen Unterschiede zwischen sich und der anderen Person im Auge zu behalten und zu akzeptieren und sich nicht in langfristiger Abhängigkeit vom Identifikationsobjekt auflöst oder die Unterschiede zwischen sich und dem gegenüber negiert bzw. ignoriert ist das auch in Ordnung. Schlimm wird es m.E., wenn man sich von dem, womit man sich identifiziert abhängig macht und blind wird, für die eigenen inneren Ensprechungen mit dem Objekt der Identifikation und meint, diese nährenden identitätsresonanten Wonnegefühle nur im Außen finden zu können.

Wie bei 2 Instrumenten, die ähnlich gestimmt sind und in Resonanz zueinander stehen und wo der Klang des anderen vielleicht eigene innere Töne mit zum Klingen und Schwingen bringt. Wenn man dann vergisst, daß das eine Sache der gegenseitigen Resonanz ist und den äußeren Klang als Ursache und notwendige Bedingung dafür ansieht, daß es in einem selber schwingt und klingt, dann wirds kritisch.

Ich denke, daß jeder Mensch sich mit irgendwas oder irgendwem identifiziert, weil jeder das Bedürfnis hat, sich über seine Umwelt, Beruf, Zuhause, Ideale, Religion, Familie, Ideen, Kunstrichtung, Stil, Musik, Bücher, Filme, Stimmungsbilder, Heimat, Freunde, Geschmack, Einrichtung, Kleidung wiederzuspiegeln und damit zu resonieren (welcher der genannten Bereich für das betreffende Individuum jeweils wann und in welchem Umfang und ob überhaupt relevant ist oder nicht, ist individuell verschieden).

Aus astrologischer Sicht übrigens ein absolut krebsig-mondiges Thema die Identität und Identifikation, was ich allein schon insofern hochinteressant finde.

Liebe Grüße

Kashi
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#4
Hi Khaos,

Khaos schrieb:Ich hoffe, es ist überhaupt soweit verständlich ;)

Ich kann teilweise folgen. Bis hierher:

Khaos schrieb:Nun trenne ich mal zwischen innerer und äußerer Ebene, die Identifikation von der ich spreche findet immer auf der äußeren Ebene statt, da sie etwas anderes als Ziel hat. Die Frage ist, woher überhaupt der Impuls kommt, sich mit etwas/jemanden zu identifizieren, das außerhalb der eigenen Psyche liegt, also das als etwas-anderes erkannt wird (von unserem menschlichen Standpunkt aus)?

Wenn ich nun mich selbst betrachte, so fällt mir massiv auf:
Die äußere Identifikation ist stets entgegengesetzt der inneren psychischen Identifikation.
Es ist, als sei die äußere Identifikation eine Art Ausgleich zu der inneren.
Teile meines Wesens, welche ich selbst in mir unterdrücke, denen ich also Angst/Hass entgegenbringe werden in der äußeren Identifikation mit mit Liebe überschüttet, wie ein Ventil durch das die im Inneren aufgestaute Energie herausströmen kann. Umgekehrt wird dem, der sich im äußeren gegen dieses Etwas/diesen Jemand äußert mit Ablehnung und Hass begegnet, ist das doch die Realisierung genau des Aspekts des eigenen Selbsts, welcher den im äußeren geliebten Teil in einem selbst unterdrückt.
Anti-Identifikation ist also der verzweifelte Versuch, den inneren Unterdrücker im Außen zu bekämpfen, Identifikation der Versuch, das im Innern unterdrückte im Außen zu erlangen, ihm die Liebe zuzuführen, was im Inneren nicht möglich ist.

Die innere Täter-Opfer-Dualität wird quasi in der Realität umgedreht und schafft Druckausgleich.

Macht man sich diesen Mechanismus einmal klar, so hat man einen mächtigen Spiegel in der Hand, mit welchem man Zugang zu seinen eigenen verdrängten und versteckten Komplexen und Wunden finden kann.

Meinst Du vielleicht das alte "Spiegelprinzip" in neuen Kleidern (PALES "alte Tröte" :mrgreen: )?
Das Ausleben verdrängter Persönlichkeitsanteile durch (unbewußte) Projektion auf die Umwelt?
Dass man sich als Junge über seinen Vater aufregt, ihm aber jeden Tag unweigerlich ähnlicher wird?

Bitte ein konkretes Beispiel zum obigen Zitat, dann wird's sicher allen klarer!

Viele Grüße
Apis
JUST BE - πάντα ῥεῖ

"When you perform some task without effort and take joy in the task, you will have some slight idea of All That Is." (ESP,Mai 26 1970)
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#5
Hallo,Khaos! ;)
Wow!
Du hast das in Worte gefasst bekommen,was mich vor Jahren schon beschäftigt hat! Meinen absoluten Respekt!
Nur hierrüber:
Zitat:Die innere Täter-Opfer-Dualität wird quasi in der Realität umgedreht und schafft Druckausgleich
war ich mir noch nicht so ganz klar :mrgreen:
aber:Wenn ich DAS richtig verstehe ist es so,das mein "innerer Täter" der das kleine "innere" Opfer unterdrückt in der äußeren Identifizierung sich als "Opfer" wiederfindet,während das "innere" Opfer in der äußeren Identifizierung die Rolle des/eines "inneren "Täters spielt.... Oft wird dem Individuum dieser "Rollentausch" gar nicht bewusst. Schon gar nicht als Druckausgleich.Ist für mich aber stimmig ;)
Grüßchen Sanne
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#6
Hallo zusammen,

also, der Post entstand im Zusammenhang mit einer inneren Entwicklung, die ich etwa seit Freitag durchmache. Mal sehen, wie weit ich jetzt dazu noch was sagen kann. :roll:

@Phila: Was du sagst ist nicht falsch, im Gegenteil. Ich denke, man hat eine andere Beziehung zu Menschen, mit denen man einfach verbunden ist und zu Menschen (Dingen, Aspekten), welche man in sich selbst unterdrückt und so als Ausgleich im Außen sucht. Letzteres ist eine egoistisch (wertfrei) motivierte Handlung, da es hier nicht um den anderen geht (es ist egal, wer es ist, hauptsache er erfüllt die Rolle, den in einem selbst unterdrückten Teil zu repräsentieren), sondern primär um einen selbst.
Der andere wirkt dabei als Spiegel, als Katalysator, als Sicherheit, als Ausgleich, etc.

@Kashi: Du schreibst:
Zitat:Etwas oder jemand, der oder das mich beseelt und mich mehr mich selbst fühlen und spüren läßt, worin ich aufgehe.
Was ja in etwa sagt was ich meine, auch wenn du es - danke dafür! - in einen neutraleren Kontext stellst, also dem von mir primär negativ erkannten Aspekt (welchen ich lebte und den du auch beschrieben hast) einen positiven gegenüberstellst und mich daran erinnerst, dass nichts per se schlecht ist, sondern der Umgang damit und die Wahrnehmung dessen allein entscheidet, ob etwas schlecht oder gut ist.

@Apis: Hmm...als konkretes Beispiel:
Ich empfinde z.B. Wut über die Art und Weise, wie Kinder erzogen werden, weil es pure Unterdrückung ist. Gleichzeitig unterdrücke ich meine eigenen kindlichen Anteile in mir. Dass dies eine ungesunde Haltung ist zeigt auch, dass ich dann in der konkreten Konfrontation mit Kindern wieder sehr zurückhaltend bin, ich fürchte also den direkten Spiegel.
Oder ich bin traurig über die Lieblosigkeit in der Gesellschaft, dabei traue ich mich selbst nicht, Liebe zu zeigen, zu anderen so wenig wie mir selbst, in der direkten Konfrontation schrecke ich davor zurück.
Es ist sehr schizophren irgendwie...aber das entsteht wohl als Folge, wenn man seiner ganzen Existenz in dieser Welt mit Hass begegnet.

@Matzi61:
Ja, so meinte ich das, gut erkannt.
"Sind deine Finger müde?"
-- Sitzung 513, GmS Kapitel 2
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#7
Hallo Khaos,

Zitat:Was ja in etwa sagt was ich meine, auch wenn du es - danke dafür! - in einen neutraleren Kontext stellst, also dem von mir primär negativ erkannten Aspekt (welchen ich lebte und den du auch beschrieben hast) einen positiven gegenüberstellst und mich daran erinnerst, dass nichts per se schlecht ist, sondern der Umgang damit und die Wahrnehmung dessen allein entscheidet, ob etwas schlecht oder gut ist.

Das finde ich sehr erfreulich, wenn ich deine negative Perspektive durch eine neutrale oder positive ergänzen konnte :D

Liebe Grüße

Kashi
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