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Ist das Kind gescheiter als der Erwachsene?
#1
Zitat:Almost every child suspects that at one time or another when his eyes are closed his immediate surroundings have disappeared. He supposes that when he does not see a chair the chair does not exist; and my dear friends, the boy in this case is smarter than the man.
Session 63, The Early Sessions

Fast jedes Kind glaubt irgendeinmal, dass wenn es die Augen schließt, seine Umgebung verschwunden sei. Es nimmt an, dass der Stuhl nicht existiert, wenn es den Stuhl nicht sieht, und, meine lieben Freunde, in diesem Falle ist das Kind gescheiter als der Erwachsene.

("offizielle" Übersetzung, wobei die Unterschiede zum Original hier nicht das Thema sein sollen :zwinker:)


Foggy schrieb dazu hier:

Nebel schrieb:Ich düse einfach zu gerne durch den Raum. Wenn der nur nicht immer so voll wäre. Aber ich probiere es gleich mal mit geschlossenen Augen - dann sind die anderen raumvereinnahmenden Verkehrteilnehmer ja angeblich nicht mehr da :lol:

Ähnliche Bemerkungen von anderen Seth-Lesern kann man im Forum an vielen Stellen finden, und ich würde hier gerne mal ein paar Worte speziell zu dem "angeblich" verlieren. (Wer mich kennt, weiß, dass es in Wahrheit natürlich weit mehr als nur "ein paar" Worte werden :mrgreen: ) . Das juckt mich schon lange in den Fingern und das Stolpern über folgende Stelle im Material gab nun den Ausschlag, diesem Impuls endlich nachzukommen :


Zitat: A child knows something will go away if you pretend it does not exist. To the adult this seems like the sheerest of nonsense;
Deleted session 11/26/75

Ein Kind weiß, dass etwas weggehen/verschwinden wird, wenn du so tust, als ob es nicht existiert. Dem Erwachsenen erscheint das wie der reinste Humbug.

Unsere herkömmliche Auslegung von "So tun als ob" ist Heucheln oder Vortäuschen. Das macht es zusätzlich schwierig zu glauben, dass Seth mit der Behauptung, das Kind wüsste es besser als der Erwachsene, tatsächlich recht hat.
Nicht nur, weil unsere assoziative Betonung unwillkürlich auf der Bedeutung von "Täuschung" = "sich irren" liegt, sondern hauptsächlich deshalb, weil wir Erwachsene ja so unbestreitbar sehen können, dass des Kindes "So-tun" als ob es - beispielsweise - ein Sheriff im wilden Westen wäre, den kleinen Jungen nicht in einen Mann mit Stern auf der stolzgeschwellten Heldenbrust verwandelt. Oder dass des Kindes "So-tun", als würde etwas nicht existieren, dieses Etwas nicht auf der Stelle verschwinden lässt. Der Erwachsene scheint klüger als das Kind und der Verstand gebietet es, gegenteilige Aussagen von Seth als schieren Unfug abzutun. Und doch weiß Seth genau, wovon er spricht und der Verstand hat einfach längst noch nicht alles von dem erfasst, was Seth uns beizubringen versuchte.

Wenn wir dann im Rahmen der - hier im Universum oft und gern zitierten - "Glaubenssatzarbeit" von Seth dazu aufgefordert werden, einen unerwünschten Zustand dadurch zu verändern, dass wir mental und emotional den stattdessen erwünschten Zustand vorwegnehmen, indem wir "so tun als ob" das Gewünschte schon existierte, dann scheint das vielen Lesern ebenso wenig erfolgversprechend wie die Vortäuschung des Kindes, ein Sheriff zu sein.

Wir vergnügen und "trösten" uns dann gerne mit ironisch-ungläubigen Bemerkungen, z.B. über verstopfte Autobahnen, die mit geschlossenen Augen barrierefrei durchrast werden könnten, hätte Seth recht mit seinen Behauptungen darüber, dass das Kind klüger wäre, oder dass die Dinge, die wir mit den äußeren Sinnen nicht wahrnehmen, im persönlichen Raumkontinuum nicht existieren würden.
Ich möchte mich hier mal mit etwas anderem vergnügen, nämlich mit der Erläuterung dessen, was hinter der Aussage über das gescheitere Kind wirklich steckt (und ich werde es wiederum, ohne Seth zu bemühen, mit meinen eigenen Worten tun):

Das Kind weiß es tatsächlich besser als der Erwachsene, aber nicht deshalb, weil es - um bei den zwei Beispielen zu bleiben - die körperliche Gestalt eines Sheriffs annimmt oder ein Objekt tatsächlich völlig verschwinden lässt, während die Erwachsenen nur zu beschränkt sind, um diese Manipulationen ebenfalls wahrzunehmen.
Das Kind weiß es laut Seth mit seinem Glauben an den verschwundenen Gegenstand/Umstand deshalb besser, weil seine Verbindung mit den Dimensionen hinter der Camouflage es intuitiv noch an grundlegende Gesetze und Wahrheiten erinnert, die der Erwachsene längst vergessen hat. Anders gesagt ist sich das Kind seiner Verbindung mit diesen Dimensionen und deren Gesetzen und Wahrheiten intuitiv noch viel stärker bewusst als der erwachsene Mensch. Der Glaube des Kindes beruht auf Tatsachen, die der Erwachsene schon völlig vergessen hat, das Kind aber noch nicht ganz. So einfach ist das.


Nun ist es eine (zumindest im Seth-Universum) bekannte Tatsache, dass die Grundgesetze des inneren Universums auf unserer physikalischen Ebene untrennbar mit der Illusion von Raum und Zeit verbunden sind und daraus ergibt sich ganz zwangsläufig, dass ein "So tun als ob" nicht im Bruchteil von Sekunden zu einer Manifestation des "Vorgetäuschten" führen KANN.

Die Voraussetzung für den Ausdruck auf der physikalischen Ebene ist daher, neben dem nötigen Glauben (den das Kind noch intuitiv besitzt) und einer gewissen Intensität des mental-emotionalen "Inputs", immer auch eine gewisse Spanne physikalischer Zeit. Und allein in diesen Voraussetzungen des Ausdrucks sind die Fallgruben dafür verborgen, warum die "Glaubenssatzarbeit" so oft wirkungslos bleibt und der Erwachsene sich für gescheiter hält als das Kind. So sagt Seth beispielsweise über die Bemühungen von Jane und Rob Folgendes zu ihnen:


Zitat:In your reality it seems only practical and sane to accept the evidence of your senses. In many instances, however, the two of you have defied such limitations, or these sessions would not happen, and you would have embarked upon no such exploration.

Yet whenever you begin a new situation of physical improvements with Ruburt, after the first enthusiasm the both of you instantly revert to the old “test-it-out-at-once, check-the-physical-evidence” kind of thinking. This immediately removes the necessary conditions for improvement. These are laws. When you start checking in that manner, it is because you doubt the results. When you feel that way then it seems sheer Pollyanna to believe in improvement, for you are again faced with the evidence upon which you focus your attention.
Since the two of you together follow more or less the same pattern of reaction there, you are faced with spotty results. …
You simply have not learned to use the rules in that level of your experience.
(DS 11/26/75)

In eurer Realität scheint es nur praktisch und vernünftig, die Beweise eurer Sinne anzuerkennen. In vielen Fällen habt ihr beide solchen Beschränkungen aber getrotzt, sonst würden diese Sitzungen nicht stattfinden und ihr hättet mit keinen solchen Erkundungen angefangen.

Wann immer ihr jedoch einen neuen Anlauf zur physischen Verbesserung Ruburts unternehmt, fallt ihr beide nach dem ersten Eifer umgehend in die alte „Teste-es-auf-der-Stelle, überprüfe-den-physischen-Beweis“ Denkweise zurück. Dies beseitigt sofort die notwendigen Voraussetzungen für eine Besserung. Das sind Gesetze. Wenn ihr anfangt auf diese Art zu prüfen, dann deshalb, weil ihr die Ergebnisse anzweifelt. Wenn ihr so empfindet, dann scheint es übertrieben optimistisch zu sein, an eine Verbesserung zu glauben, denn ihr seid erneut mit den Beweisen konfrontiert, auf die ihr eure Aufmerksamkeit richtet.
Da ihr beide zusammen den mehr oder weniger gleichen Reaktionsmustern folgt, erhaltet ihr unregelmäßige Ergebnisse. …
Ihr habt einfach nicht gelernt, die Regeln auf dieser Ebene eurer Erfahrung zu nutzen.


(Meine Übersetzung. Eine "offizielle" gibt’s bis dato noch nicht von den privaten Sitzungen. Somit müsst ihr mit meinen Interpretationen vorlieb nehmen oder selbst übersetzen. :rolla:)


Über die Authentizität meiner Übersetzungskünste kann gestritten werden, über folgenden Schluss nicht:

Das Beharren auf den "Beweisen" der äußeren Sinne lässt zwar keinen dieser Beweise verschwinden, das Ausschalten der Sinne aber auch nicht.

Das Schließen der Augen reicht nicht, um ungestört durch den Verkehr rasen zu können, Foggy. Nicht auf der physikalischen Ebene. Und das ist auch gut so!

Und ja, ich weiß, dass du nicht geglaubt hast, es würde reichen. Aber vielleicht glaubst du jetzt, dass das Kind bezüglich seines Glaubens doch gescheiter ist als der Erwachsene. :-)) Bezüglich des tatsächlichen Verschwinden-Lassens eines Objekts oder Umstands muss aber auch das Kind noch lernen, die Regeln dieser physikalischen Existenzebene effektiv für sich zu nutzen.

Greets vom Tash

P.S.: Wenn Menschen, die mit dem Seth-Material vertraut sind, Kindern beim "So-tun-als-ob" zusehen, dann sollten sie also nicht daran denken, dass diese Vortäuschung die "Beweise der äußeren Sinne" nicht verändert hat, sondern besser daran, dass der Glaube des Kindes auch für sie, die Erwachsenen, "überprüfbare" Beweise erbringen WÜRDE, würde das Kind nur lange und überzeugt genug "So-tun-als-ob" :zwinker:
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#2
(31.08.2013, 21:26)Tash schrieb: Das Kind weiß es tatsächlich besser als der Erwachsene, aber nicht deshalb, weil es - um bei den zwei Beispielen zu bleiben - die körperliche Gestalt eines Sheriffs annimmt oder ein Objekt tatsächlich völlig verschwinden lässt...

Dazu hätte ich eine Anmerkung. Es betrifft jedoch nicht die körperliche Gestalt eines Sherrifs, sondern ein Erlebnis, daß ich als Indianer hatte. Ich war damals etwa zwischen 8 und 10 Jahre alt, als ich eines Tages wieder mit meinen Freunden Indianer spielte. Ich rannte einen mit Büschen bestandenen Abhang hinunter und stellte mir dabei intensiv vor, ein Indianer zu sein. Ich spürte eine so überwältigende "Indianer-" Energie, daß ich fast das Gefühl hatte, ich flog durch die Büsche. Meine Füße schienen den Boden kaum zu berühren. In den nächsten Minuten war ich der festen Meinung, meine Freunde müßten mir ansehen, daß ich ein Indianer bin. Felsenfest davon überzeugt.

Ich denke im Nachhinein schon, daß ich in diesem Moment der festen Überzeugung war, mein Aussehen habe sich verändert und zwar grundlegend. Ich kann mich sehr gut an diese Begebenheit erinnern und ebenso an andere, ähnliche. Die stattfanden, als ich definitiv 10 Jahre alt war. Damals war ich nämlich auf Sylt in den Ferien und es gab ein Geländespiel. Da war ich dann in meiner Imagination Chingachgook, die große Schlange, ein Indianer aus den Lederstrumpf-Romanen des Amerikaners James Fenimore Cooper .

Mag ja sein, daß mein spezieller Lebenswandel damals seinen Teil dazu beigetragen hat. Ich imaginierte jeden Abend vor dem Einschlafen Indianergeschichten, von etwa sieben Jahren bis zum Alter von zwölf. Mit der Folge, daß ich morgens nicht aus dem Bett kam, weil ich wohl offenbar stundenlang meiner allabendlichen Lieblingsbeschäftigung nachging.

Trotz meiner Erfahrung als Indianer - ein Indianer fühlt bekanntlich keinen Schmerz - würde ich meine Hand für die Aussage "nicht deshalb, weil es - um bei den zwei Beispielen zu bleiben - die körperliche Gestalt eines Sheriffs annimmt" nicht unbedingt ins Feuer legen.

Und was die Aussage "oder ein Objekt tatsächlich völlig verschwinden lässt..." betrifft - aber natürlich läßt es das Objekt tatsächlich verschwinden. Darum geht es doch gerade in diesem Satz Seths. Oder habe ich Deine Formulierung falsch verstanden, Tash?

Nochmal: Seth sagt, das Objekt ist tatsächlich weg.

Ich mache ja nun viel Musik und habe bisweilen den Eindruck, daß sich das Instrument verändert. Physisch. Da bin ich nicht der Einzige. Andere Musiker kennen das auch. Übrigens ändert sich bisweilen auch die Musik, die ja bekanntlich ein physisches (Schall-) Ereignis ist. Ich schätze, das hat etwas mit einer Fokus-Veränderung zu tun, die bei einer sehr starken Konzentration auftreten kann.

Wenn das überträgt und nun mein Instrument ein Auto auf der Autobahn wäre, also ich würde Foggys These nicht widersprechen wollen. Das alles ist Camouflage und Camouflage ist durch den Fokus manipulierbar.

Ich bin mir auch nicht sicher, daß in jedem Fall eine bedeutende Spanne physikalischer Zeit vergeht, bis sich etwas manifestiert. Gut, Du sagst, eine gewisse Spanne. Und die kann durchaus recht kurz sein. Beim Gitarrespielen. Übrigens, es ist nicht auf das Instrument begrenzt. Das Licht verändert sich, der Raum verändert sich, die Leute verändern sich. Diese Erfahrung machen einige Musiker. Vielleicht nicht alle, aber ich kenne ein paar, die das so erfahren haben.

Daß die Spanne kurz sein kann, zeigt auch das spontane Durchkommen Seths. Das geht ruck-zuck, bis er physisch präsent ist.

Ich kenne andere Ereignisse aus meinem persönlichen Bereich, wo sich innerhalb von Sekunden das Gesicht einer mir sehr nahe stehenden Person völlig verändert hat. Beim ersten Mal wars so passiert, später haben wir damit experimentiert, vielleicht ein Dutzend Mal, oder sogar öfter. Das ging sozusagen auf Knopfdruck, sogar im voll besetzen Restaurant. Das hatten wir absolut im Griff. Besagte Dame hat auch Seth gelesen, nur der Vollständigkeit halber.

Ja gut, da waren wir natürlich überzeugt, daß es funktioniert. Und das ist der Punkt, an dem das ganze steht und fällt.

Seth sagt ja auch: "In eurer Realität scheint es nur praktisch und vernünftig, die Beweise eurer Sinne anzuerkennen. In vielen Fällen habt ihr beide solchen Beschränkungen aber getrotzt, sonst würden diese Sitzungen nicht stattfinden und ihr hättet mit keinen solchen Erkundungen angefangen." Ich meine, was wir da versucht haben, waren ja auch Erkundungen. Erkundungen, die der üblichen physischen Alltagserfahrung widersprachen. Denn wenn man dieser Alltagserfahrung geht, kann sich ein Gesicht nicht in wenigen Augenblicken völlig verändern.

Aber da werden beide in diesem Moment den gleichen oder einen sehr ähnlichen Glaubenssatz gehabt haben, und dann gehts eben doch.


LG

Lane

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#3
(01.09.2013, 23:20)Lane schrieb: Seth sagt ja auch: "In eurer Realität scheint es nur praktisch und vernünftig, die Beweise eurer Sinne anzuerkennen. In vielen Fällen habt ihr beide solchen Beschränkungen aber getrotzt, sonst würden diese Sitzungen nicht stattfinden und ihr hättet mit keinen solchen Erkundungen angefangen." Ich meine, was wir da versucht haben, waren ja auch Erkundungen. Erkundungen, die der üblichen physischen Alltagserfahrung widersprachen. Denn wenn man dieser Alltagserfahrung geht, kann sich ein Gesicht nicht in wenigen Augenblicken völlig verändern.

Aber da werden beide in diesem Moment den gleichen oder einen sehr ähnlichen Glaubenssatz gehabt haben, und dann gehts eben doch.

Ich kann Dir hier nicht nur folgen sondern kann es auch vollumfänglich bestätigen: SO IST ES!!!

Solche Experimente mache ich hin und wieder auch. Ich habe zwei Hunde. Ich "verstellte" meinen Fokus....und hatte zwei Katzen am Band laufen. Als die denn auch noch miauten, habe ich mich erschrocken und war wieder "da". Gott sei Dank es waren meine Hunde die da am Band mit mir laufen.

Mit wem will man soetwas den bereden? Da gibts dann noch ganz andere Sachen, es ist ALLES eine Frage der Übung!! Unser Bewusstsein ist "exstrem Einsetzbar".

Gruß

PALE
:D
CARPE DIEM
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#4
@ Lane

Ich schließe mich deiner und PALEs Meinung völlig an.

Die "Menge" an benötigter Zeit für Veränderungen ist variabel. Aber auch wenn sie von einer Sekunde auf die andere eintreten können, wird es aus diversen Gründen in der Regel eine mehr oder weniger große Zeitverzögerung geben. Wenn du möchtest, krame ich gelegentlich mal nach entsprechenden Zitaten.

Auch ist es im Alltag ja nicht gerade so, dass das Kind oder der beobachtende Erwachsene die Erwartung haben, dass das Spiel und "so-tun-als-ob" buchstäblich Realität werden könnte.

LGT
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#5
Das Kind ist noch näher dran und noch nicht so von der Tarnung und den Tarnungsgesetzen, die üblicherweise Naturgesetze genannt werden eingenommen. Einleuchtend. Einige von uns waren ja selbst mal Kinder, man muss sich ja nur erinnern. So wie Indianer Lane. Wahrscheinlich in kurzer Lederhose mit Riementräger und einer Taubenfeder im güldenen Knabenhaar. Das gab es eine Zeit lang babygeboomt überall auf den Straßen zu sehen. Umher flitzende Kinder, die Sonntagnachmittags den ZDF-Western nach gespielt haben. Mit echten Bewegungen, atemlosen Gerenne und nicht mit feist um den Joystick gekrümmten Fingern. Nein, das forderte tatsächlich den ganzen »Mann«, von Kopf bis Fuß. Wenn ich mich zurück erinnere, dann WAREN wir Cowboy und Indianer (und wir waren viele), es war nicht gespielt. Wir WAREN unsere Rollen in diesen Momenten. Lane hat es eindrucksvoll beschrieben.

Eine gebrochene Nase, diverse Abschürfungen später machte man sich dann immer besser mit den Naturgesetzen vertraut, schließlich nervten die Erwachsenen mit ihrer völlig unbegründet Angst, der Weg über die Fahrbahn könnte aus dem Bengel einen Engel machen. »Bleib stehen, gucke nach links und nach rechts, bevor du über die Straße gehst.« Jaja - der aufgeklärte Zeitgenosse weiß ja was ein »jaja« bedeutet. So einfach einsehbar war das nicht, diese Sache mit den Verkehrsregeln. Waren wir zufällig mal wieder in einer Rolle verhaftet, die Bonanza-Räder (die mit dem Banensattel und den hochgestellten Harleylenkern) waren unsere Pferde, die Prärie lang endlos weit vor uns (ich schwöre, da waren keine Häuser, Zäune und Hecken und erst recht keine Straßen, von Autos ganz zu schweigen), ja, dann guckte man halt nicht nach links und rechts, wenn die Pfeile der Apachen gerade aus den Wolken auf die 9. Kavallerie unter General Cluster herab regneten. Wozu auch? In der Prärie? Nein. Da treibt man die Gäule an und sieht zu, dass man außer Reichweite der vergifteten Apachen-Pfeile (na klar!!! so hinterhältig waren die Rothäute damals in den späten Sechzigern und jungen Siebzigern noch) gelangt. Dass dieser Flucht in der »realen« Welt Straßenkreuzungen und Verkehr im Weg stand, wurde buchstäblich nicht gesehen. Nein, unsere Westernwelt war in diesen Augenblicken viel realer. Genauso real, wie die Befürchtung einige Jahre zuvor, der Weihnachtsmann würde in diesem Jahr keine Geschenke für einen haben, dafür aber die Rute auf dem blanken Mors, weil man es ja mal wieder nicht geschafft hatte, das ganze ewig lange Jahr artig zu sein.

Eines Tages hatte es einen Durchbruch aus einer anderen Dimension in unsere Welt gegeben. Einer von den Kavalleristen wurde beim durchqueren der Prärie von einem Auto erfasst. In den sechs Monaten, in denen er im Krankenhaus gelegen hatte, hatte es natürlich weitere Samstage und Sonntage mit Western und Piratenfilmen gegeben, verbunden mit dem Drang diese spannenden Geschichten weiterzuspinnen. In dieser Zeit wurde es absurd. Plötzlich blieben die Pferde stehen und die Reiter blickten zuerst nach links und dann nach rechts, bevor sie an dem Felsen vorbei ritten. Im Hinterkopf dabei der Kamerad, den es jüngst blutig aus dem Sattel gehauen hatte. Wenn ich mich richtig erinnere, ging es dann sehr schnell. Die Fahrräder wurden zu Fahrrädern, was nicht mehr so viel Spaß machte, die Desillusionierung griff wie eine hoch ansteckende Seuche um sich. Wir fingen an Fußball zu spielen, abends auf den Spielplätzen abzuhängen und nach den Mädchen zu schielen, was immer der Anfang vom Elend ist, wie jeder Mann weiß.

Alles im allen muss ich aber sagen, unsere Nähe zur Wahrheit hatte relativ lange bestand. Viel später, als wir unsere Rennen mit aufgemotzten Schrottautos auf einsamen Landstraßen tief im holsteinischen Nirgendwo fuhren, hat es manchmal noch funktioniert, das Ausblenden der Tarnung. Auch heute noch schlüpfe ich gerne in Rollen — Ruttger Hauer hat mal in einer Rolle einen Blinden gespielt, der mit dem Auto durch die Stadt gerast ist — ich kann mich in diese Rolle versetzen, kein Problem, aber ... Ja, dieses scheiß »ABER«.
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#6
Moin Tash.

Klar, haben wir es "hier" IMMER noch mit dem "Zeitfaktor" zu tun. egal ob das nun ein sekündchen ist oder vieeeel länger dauert, er ist da und wird auch "hier" einfach bleiben.....für die die nach uns kommen.:mrgreen:

Bei meinen Experimenten, z.B. mit den Hunden, habe ich NICHT die Idee gehabt mit Katzen herum zu laufen. Ich lasse es sehr häufig offen. Mit anderen Worten ich lasse kommen was kommt. Und bin dann auch mal erschreckt wie in diesem Fall.

Ich mache lustig weiter, vielleicht kommt ja mal ein DINO!

Gruß

PALE
:D
CARPE DIEM
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#7
Das sind tolle Erlebnisse:a020:
"Behandle Andere so,wie auch Du gerne behandelt werden möchtest"
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#8
Sorry Lane, total übersehen :?

Lane schrieb:Und was die Aussage "oder ein Objekt tatsächlich völlig verschwinden lässt..." betrifft - aber natürlich läßt es das Objekt tatsächlich verschwinden. Darum geht es doch gerade in diesem Satz Seths. Oder habe ich Deine Formulierung falsch verstanden, Tash?

Nochmal: Seth sagt, das Objekt ist tatsächlich weg.

Teilweise. Es ging bei dem Beispiel, bzw. meiner Begründung dafür, warum es so schwer fällt, Seths Aussage Glauben zu schenken, nicht darum, dass das Objekt aus der Selbst-Perspektive (dem persönlichen Raumkontinuum des Kindes) verschwindet, wenn es das Objekt nicht mit den äußeren Sinnen wahrnimmt. Das IST so, da hast du völlig recht.

Das Objekt ist aber deswegen noch nicht aus der Selbst-Perspektive des beobachtenden Erwachsenen verschwunden UND SOBALD das Kind die Augen wieder öffnet, auch nicht aus dessen Selbst-Perspektive.

Um ein Objekt sowohl für die Beobachter als auch das Kind selbst dauerhaft - also auch bei geöffneten Augen - "objektiv" verschwinden zu lassen, dazu gehört mehr als nur das Schließen der Augen. Andernfalls würde Seth nicht so schwer Glauben geschenkt.

LGT
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#9
Zitat:Um ein Objekt sowohl für die Beobachter als auch das Kind selbst dauerhaft - also auch bei geöffneten Augen - "objektiv" verschwinden zu lassen, dazu gehört mehr als nur das Schließen der Augen.

Ich habe da ein Beispiel:

Es ist schon Jahre her. Ich arbeitete damals noch in einem Büro und hatte ausnahmsweise mal einen aufgeräumten Schreibtisch.
Als ich von meiner Mittagspause wieder kam, war mein Tischrechner verschwunden (um das Ding als Taschenrechner zu bezeichnen, war er zu groß - ca. 15 x 15 cm).
Ich fragte meinen Kollegen, aber der beteuerte, ihn nicht genommen zu haben und dass auch sonst niemand im Büro war. Noch während ich an meinem Schreibtisch stand und mich mit einer Kollegin (die erfolglos suchen geholfen hatte) unterhielt, erschien der Rechner vor meinen Augen mitten auf meinem Schreibtisch. Er tauchte aus dem "Nix" auf und war einfach wieder da! :shock:

Allerdings muss ich einräumen, dass ich mich zu dieser Zeit mit dem Gedanken der Materialisierung von Gegenständen beschäftigt hatte und mit der Camouflage unserer Welt als solcher. Auch Seth's genanntes Beispiel mit dem Kind war mir geläufig.
Und wenn ich mich mit etwas "beschäftige" im o.g. Sinne, heißt das, ich will Beweise sehen. Und ich habe sie gesehen! Sogar öfter. Aber dieses Beispiel war am demonstrativsten von allen.



Liebe Grüße
Yeti
Organisiert eure Wirklichkeit nach eurer Stärke, organisiert eure Wirklichkeit nach eurem Sinn für das Spielerische, nach euren Träumen, nach eurer Freude, nach euren Hoffnungen - und dann könnt ihr denen helfen, die ihre Wirklichkeit nach ihren Ängsten organisieren. Seth April 1977
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