(04.02.2016, 15:57)Apis schrieb: [ -> ]Meinst Du nicht, Tash, man kann auch ohne Dramen und Heimlichkeiten zwei Menschen lieben, ganz offen und ehrlich?
Selbstverständlich ist das möglich (auch wenn ich nicht Tash bin) und das sehr realistisch. Du kannst deine Eltern, Geschwister, deinen Partner, Freunde, Kinder, Tiere etc. lieben. Alle gleichzeitig, ganz offen und ehrlich.
(04.02.2016, 15:57)Apis schrieb: [ -> ]@ all
Und wo beginnt die Untreue? Schon bei "Oh, nicht übel..." oder erst bei "Da würde ich auch gerne mal..."
Oder sind wir da beim sechsten Gebot? Dann wäre alles erlaubt, außer dem Beischlaf selbst.
Zuerst mal zum Begriff „Treue“: Seth benutzt das Wort bzw. Jane übersetzt es mit „Loyalität“. Loyalität ist ein viel weiter gefasster Begriff. Er beinhaltet Treue, Aufrichtigkeit, Redlichkeit, Integrität, Rechtschaffenheit, Vertrauenswürdigkeit etc. Das Wort kommt ursprünglich aus dem Französischen und wurde im Zusammenhang mit Gesetzen geformt. Im engeren Sinne verband sich mit diesem Begriff z. B. die Loyalität gegenüber einem Staat. Loyalität bedeutet aber auch, zu etwas zu stehen, auch wenn man von einer speziellen Sache nicht hundertprozentig überzeugt ist. Loyalität kann erwartet oder gefordert werden. Das kann zu erheblichen inneren Konflikten führen. Ich denke nicht, dass Seth diese Form der Loyalität meinte, eher die im weiteren Sinne eingangs aufgeführte und in den Texten oft mit „Treue“ übersetzte Form (weshalb ich es oben auch mit Treue übersetzt habe).
Diese Ausführungen finde ich kausal für die Beantwortung deiner Frage „Wo beginnt die Untreue?“. Wir leben in einem System, in dem grundsätzlich Monogamie (Ehe) präferiert wird. Das wiederum basiert auf religiösen Grundlagen. Rein nüchtern betrachtet kann man ruhig mal hinterfragen, ob diese Lebensform heutzutage noch zeitgemäss ist. Man könnte provokant behaupten, das Dilemma unserer akzeptierten Gesellschaftsform forciert Untreue, weil es als Partner nur eine Liebe duldet.
Letztendlich liegt es aber daran, was die betroffenen Personen bereit sind zu akzeptieren. Wenn alle einverstanden sind, spricht doch nichts dagegen, mehrere Partner zu lieben, ob psychisch oder physisch. Erscheinungen wie „Eifersucht“ sind angezüchtete Verhaltensauffälligkeiten. Stelle dir mal vor du wärst in einer Gesellschaft aufgewachsen, in der es normal gewesen wäre, dass jeder mit jedem oder jeder macht was und wie er/sie/es lustig finden, allseitiges Einvernehmen vorausgesetzt. Eifersucht wäre vermutlich ein Fremdwort. Seth deutet immer wieder an, dass das sich Angezogen fühlen von jemandem weit mehr als eine rein chemische Reaktion ist. Vieles läuft da im Unterbewusstsein, das jegliches Wissen über vorherige Kontakte zu anderen Persönlichkeiten enthält, Gemeinsamkeiten und auch Gegensätze. Da spielen viele Faktoren hinein, dessen wir uns nicht bewusst sind. Was ich damit sagen will: Auch in einer sexuell befreiten Gesellschaft würde nicht jeder mit jeder usw.
Wie eingangs geschildert, ist es ganz normal mehrere Menschen zu lieben und diese Liebe sucht sich einen Ausdruck, der nicht zwangsläufig ein physischer sein muss. Du nimmst zwar deine Kinder, Eltern, Freunde etc. in den Arm und gibst ihnen ein Küsschen
, aber das wars. Mit anderen bist du vielleicht rein platonisch verbunden. Du kannst jemanden lieben, auch wenn du ihn nie oder nicht mehr physisch triffst, wie z. B. einen ausgewanderten Freund oder ein verstorbenes Familienmitglied. Wie gesagt, Treue oder Loyalität beruht auf Ehrlichkeit, nicht auf physische Aktivität.
Wenn du z. B. weisst, dass dein Lebenspartner sehr auf Treue bedacht ist und du dich diesem Konzept unterwirfst (Loyalität!), kann bereits der ernsthafte Gedanke an einen potentiell anderen Lebenspartner einen Bruch der Loyalität darstellen. Du hast die Möglichkeit, deinen Partner einzuweihen und offen und ehrlich mit der Situation umzugehen. Wo die Untreue beginnt, wird dir ein inneres Gefühl sagen, wenn du in dich hineinspürst.