Ollah Steff,
(Ansprache mal rückwärts). Soweit mir bekannt ist, äußert sich Seth vor allem in „The Nature of the Psyche“ zur menschlichen Sexualität. Ich suche mal eben die Kapitel raus und fange an zu zitieren:
Seth schrieb:DNdP, Kapitel 4, Sitzung 765
Ich bin mir völlig bewußt, daß in eurer Erfahrung eindeutig physische und psychologische Unterschiede existieren. Diese Unterschiede sind das Ergebnis einer Programmierung; sie sind nicht notwendige Merkmale der Spezies, nicht einmal in biologischer Hinsicht.
I am quite aware that in your experience definite physical and psychological differences do exist. Those that do are the result of programming, and are not inherent — even biologically — in the species itself.
Die Unterschiede beziehen sich auf die Sexualität. Seth sagt, der Mensch ist frei in seinem Paarungsverhalten. Es gibt keine festgelegten Rituale, denen er folgen muss. Bis auf das der Mann keine Kinder bekommen kann, sind die männlichen und weiblichen Fähigkeiten austauschbar. Unsere Individualität ist geschlechtsneutral.
Seth schrieb:Ihr habt eure menschlichen Fähigkeiten zu Unrecht kategorisch geordnet, so daß ihr scheinbar insgesamt entweder Männer oder Frauen seid beziehungsweise in erster Linie Männer oder Frauen und erst in zweiter Linie Menschen seid. Eurer menschlichen Persönlichkeit kommt jedoch die primäre Bedeutung zu. Eure Individualität gibt eurem Geschlecht seine Bedeutung, nicht umgekehrt.
You have categorized human abilities so that it seems that you are men or women, or women and men primarily, and persons secondarily. Your personhood exists first, however. Your individuality gives meaning to your sex, and not the other way around.
Seth meint, auch der Höhlenmensch habe vom Zusammenhang Geschlechtsakt-Kind gewusst, auch wenn das Kind erst neun Monate später kam. Tiere wissen das auch. Seth meint, der frühe Mensch habe viel mehr über die Natürlichkeit der Fortpflanzung gewusst als wir heute.
Seth schrieb:Wenn ihr mit eurer eigenen Psyche direkte Erfahrungen macht, dann werdet ihr sehr wahrscheinlich manchen Vorgängen begegnen, die nicht leicht mit euren Vorstellungen über eure sexuelle Natur zu vereinbaren sind.
If you have any direct experience with your own psyche, then you will most likely find your- self encountering some kinds of events that will not easily fit with your own ideas about your sexual nature.
Zoophilie ist damit wohl eher nicht gemeint. Pädophilie schon eher. Im Tierreich begatten die Männchen ihre Weibchen bei einsetzender Geschlechtsreife. Wenn man bedenkt, wie häufig Pädophilie eigentlich vorkommt, sollte man zumindest die Frage stellen, ob es nicht ein Stück weit Normalität ist. Deshalb muss man es nicht gut heißen.
Pädophilie betrifft überwiegend Männer, was sich durch die Triebhaftigkeit erklären ließe. Andererseits gibt es Männer, die überzeugt davon sind, ein Kind als Geschlechtspartner wahr und echt zu lieben. Ist das eine typische Verwechselung von Sex mit Liebe? Seth sagte in einem anderen Zusammenhang, dass Täter und Opfer ein stillschweigendes Übereinkommen finden. Das geschieht meist auf der unbewussten Ebene und oft führen Ängste zur Opferrolle. Das mag schwer zu verstehen sein. Aus der Betrachtungsweise des unsterblichen Wesens, das seine Erfahrungen möglichst vielfältig sammeln möchte, ergibt es durchaus Sinn.
Laut Seth ist Sexualität auch des Vergnügens wegen da. Es ist ein Ausdruck des reinen Überflusses. Sexualität findet eben nicht nur der Vermehrung wegen statt. Wäre es so, gäbe es keinen Grund, außerhalb der fruchtbaren Zeiten sexuell aktiv zu werden.
Wir identifizieren uns zu sehr mit unserem Geschlecht, dabei sollte wir uns eher mit unserer Individualität identifizieren.
Zum sexuellen Anderssein sagt Seth in dNdP, Kapitel 4, Sitzung 768:
Seth schrieb:Schon die geringfügigste Abweichung gilt als verpönt, so daß persönliche Eigenart und persönlicher Wert vollkommen mit der Identifikation als Frau oder Mann verbunden sind. Von Frauen und Männern werden gegensätzliche Eigenschaften und unterschiedliche Fähigkeiten und Verhaltensweisen erwartet. Ein Mann, der sich nicht vollkommen als Mann fühlt, zweifelt deshalb an seiner persönlichen Identität. Eine Frau, die an ihrer vollkommenen Weiblichkeit zweifelt, verliert ihr Vertrauen auf die Unversehrtheit ihrer Persönlichkeit.
Lesbische Frauen und homosexuelle Männer befinden sich auf psychologisch sehr unsicherem Grund, da die Fähigkeiten und Interessen, die sie als ihre ureigensten empfinden, sie als sexuelle Exzentriker kennzeichnen.
The slightest deviation is looked upon with dismay, so that personal identity and worth are completely tied into identification with femaleness or maleness. Completely different characteristics, abilities, and performances are expected from those in each category. A male who does not feel himself fully male, therefore, does not trust his identity as a person. A woman doubtful of her complete femininity in the same manner does not trust the integrity of her personhood.
A lesbian or homosexual is on very shifting psychological ground, because the same interests and abilities that they feel most personally theirs are precisely those that mark them as sexual eccentrics.
Laut Seth sind gleichgeschlechtliche Aktivitäten ein völlig normaler, wenn auch übertriebener, Ausdruck natürlicher Sexualität. Was wir aus der Geschlechtertrennung machen, ist eher nicht normal und auch ungesund, weil es Natürlichkeit unterdrückt. Wären die Bedingungen optimaler, würde sich gleichgeschlechtliche Liebe nicht zwangsläufig in sexuellen Handlungen sondern auch in tiefen Freundschaften widerspiegeln. Seht meint, zur Zeit als er dies diktierte (im Jahr 1976) würde eine Sexbesessenheit vorherrschen, die übertrieben sei.
dNdP, Kapitel 4, Sitzung 769:
Seth schrieb:Der sogenannte Kampf der Geschlechter in all seinen Abarten ist nicht »natürlich« - genausowenig wie das Kämpfen zwischen Angehörigen des gleichen Geschlechts. Selbst im Königreich der Tiere kämpfen die männlichen Tiere nicht bis zum Tod um ein Weibchen, wenn sie in ihrer natürlichen Umgebung sind.
The so-called battle of the sexes, with its ramifications, is not "natural" — nor, in that context, is fighting between members of the same sex. Even in the animal kingdom, for example, males do not fight to the death over the females when they are in their natural state.
Es ist unnatürlich, die eigene Spezies zu bekämpfen, weder geschlechtsspezifisch noch geschlechtsneutral. Natürliche Prozesse beruhen auf Zusammenarbeit, nicht auf Kampf. Natur beruht auf Liebe und wir setzen Liebe oft mit Sex gleich. Das führt dazu, dass man nur seinen Partner lieben darf, mit dem man auch sexuell verbunden ist. Dieser soll dann noch in etwa gleichen Alters, gleicher Herkunft, gleichen Standes, gleicher Kultur und Weltauffassung, gleicher religiöser Gesinnung, Hautfarbe etc. sein. Das ist ja heutzutage glücklicherweise nicht mehr ganz so streng, aber leider gibt es noch immer viele unnatürliche Tabus, die einfach deshalb da sind, weil irgendjemand sie als Regeln aufgestellt hat. Die blinde Masse folgt dem Hirten.
Seth schlägt vor:
Seth schrieb:Eine Annahme der natürlichen Bisexualität des Menschen würde diese und viele andere Probleme letztlich lösen, so auch das der verbreiteten Gewaltakte jeder Art. Dies wäre jedoch, nach eurem Verständnis und in eurer Situation, kein leichter Übergang.
The acceptance of the species' natural bisexuality would ultimately help solve not only those problems but many others, including the large instances of violence, and acts of murder. In your terms, however, and in your circumstances, there is not apt to be any easy transition.
Streng genommen ist Sexualität nach Seth nicht gleichzusetzen mit sexueller Aktivität. Ansätze davon drücken sich bei den Mädels gewisser Altersklassen aus. Sie gehen gemeinsam aufs Klo, laufen händchenhaltend durch die Gegend und Küssen sich, ohne dass dahinter die Absicht nach Sex steht. Wir werten das altersspezifisch. Unter Erwachsenen gelten andere Regeln. Wieso eigentlich? Wäre es so fatal, eine Freundin, einen Freund auf den Mund zu küssen? Wir umarmen sie doch auch. Wir knuddeln und küssen unsere Haustiere. Sex ist nur ein Ausdruck von Liebe und manchmal noch nicht einmal das. Auch bei diesem Thema kann Seth nicht immer seinen Humor unterdrücken:
Seth schrieb:Manchmal ist es ganz »natürlich«, Liebe auf eine andere Art auszudrücken. Wegen der Vieldeutigkeit des Wortes »Sex« glauben vielleicht einige von euch, daß ich für eine wahllose sexuelle Beziehung eintrete, in der (lachend) »keine Löcher verschlossen sind«. Ihr könnt das streichen. Ich sage vielmehr, daß tiefere Bindungen der biologischen und seelisch-geistigen Liebe allen persönlichen und kulturellen Beziehungen zugrunde liegen, einer Liebe, die eure Vorstellungen von der Sexualität übersteigt.
Sometimes it is quite "natural" to express love in another way. Because of the connotations of the word "sex," however, it may seem to some of you that I am advocating a promiscuous sexual relationship with "no holes barred" (smile). You may delete that. Instead, I am saying that deeper bonds of biological and spiritual love lie at the basis of all personal and cultural relationships, a love that transcends your ideas of sexuality.
So gesehen stimme ich ihm zu. Das Konzept von „man darf nur einen lieben“ und mit dem hat man dann Sex, ist seltsam. Wenn man unter Bisexualiät im weiteren Sinne auch zwischenmenschliche Gefühle versteht, die nichts mit Sex an sich zu tun haben oder haben müssen, dann haben wir alle einige bisexuellen Bindungen: Familie, Freunde usw.
Seth schrieb:Nur die zugrunde liegende Bisexualität kann dem Menschen den nötigen Freiraum verschaffen und ihn befähigen, stereotypes Verhalten zu vermeiden, das die Kreativität und die zwischenmenschlichen Beziehungen behindert. Diese grundlegende sexuelle Natur ermöglicht euch erst die Vervollkommnung eurer individuellen Fähigkeiten, so daß die menschliche Spezies nicht ausgerottet werden kann. Es ist deshalb für die Zukunft des Menschen absolut notwendig, daß er seine bisexuelle Natur anerkennt.
Natürlich gibt es offensichtliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Sie sind jedoch bedeutungslos und erscheinen nur so groß, weil ihr euch so sehr an sie klammert. Die großen menschlichen Qualitäten wie Liebe, Kraft, Mitgefühl, Vernunft und Phantasie sind nicht dem einen oder anderen Geschlecht vorbehalten.
Only a basic bisexuality could give the species the leeway necessary, and prevent stereotyped behavior of a kind that would hamper creativity and social commerce. That basic sexual nature allows you the fulfillment of individual abilities, so that the species does not fall into extinction. Man's recognition of his bisex- ual nature is, therefore, a must in his future.
There are, again, obvious differences between the sexes. They are insignificant, and appear large only because you concentrate so upon them. The great human qualities of love, strength, compassion, intel- lect and imagination do not belong to one sex or the other.
Weiter geht’s dann in Kapitel 4 und 5 von „Die Natur der Psyche.“