(15.07.2014, 02:03)kopfdurst schrieb: [ -> ]Hallo,
macht Artenschutz (sowohl im Bereich der Fauna wie auch der Flora) überhaupt Sinn, wenn eine Lebensform einzig die Entscheidung trifft, diese Wirklichkeit (vorerst) zu verlassen? Geschieht demnach etwa das Abholzen der Regenwälder im Einvernehmen mit den dort heimischen Tier- und Pflanzenarten?
Gruß
kopfdurst
Hallo, gute Frage!
Ich kann sie nicht vollständig beantworten.
Aber ich habe einen Ansatz dazu, der vielleicht hilft:
Seth schrieb:"Das Huhn kann kein Buch lesen. Es kann z u l e s e n n i c h t b e s c h l i e ß e n. Die Pflanze kann nicht beschließen, die Straße hinabzuschlendern. Doch können das Huhn und die Pflanze zu leben oder zu sterben beschließen - ziemlich bedeutende Entscheidungen für jedes Lebewesen." (IuM, Si. 866)
Ein jedes Lebewesen kann also frei entscheiden, ob es hier leben will, oder nicht.
Welche Möglichkeiten haben aber Lebewesen nun, diese Entscheidung auch umzusetzen?
Menschen können sich selbst vergiften, erhängen, ersticken, erschießen, sich einer Krankheit öffnen, in einen Unfall verwickelt werden, in einen Krieg geraten oder an einer Naturkatastrophe teilhaben.
Tiere haben weniger Möglichkeiten. Sie können sich schlecht DIREKT selbst richten, aber sie können sich einer Krankheit öffnen, in einen Unfall verwickelt werden, ein Krieg wird ihnen sicher auch nicht gut bekommen, oder sie können an einer Naturkatastrophe teilhaben. A propos: wenn ich ein Wal wäre, und ich wollte schnell sterben, ich würde an Land schwimmen, gar keine Frage.
Pflanzen können sich einer Krankheit öffnen, in einen Unfall verwickelt werden, oder an einer Naturkatastrophe teilhaben.
Es ist also eine Frage der Möglichkeiten. Bäume, die zig Jahre alt werden, und dabei immer ortsgebunden sind, können also nur beschließen, krank zu werden, sich irgendwelchen Schädlingen zu öffnen, einen Unfall zu erleiden, oder an einer Naturkatastrophe teil zu haben. Ich weiß nicht, ob sie Naturgeister zur Hilfe rufen können, oder den Regen beschwören können.
Es scheint dabei der Grad der Entscheidungsfähigkeit, der in Zusammenhang stehen mag mit dem Grad der Individualisierung, eine Rolle zu spielen.
Weterhin kommen mir Gedanken zur Verantwortung der Tiere für die Pflanzen und der Menschen für Tiere und Pflanzen und die ganze Umwelt in den Sinn.
Ich denke nicht, dass ich so weit gehen möchte, zu vermuten, dass Pflanzen in der Lage sind, den Menschen zu rufen, der sie mit der Säge richtet.
Ich kenne mich im Bewusstsein einer Pflanze nicht gut aus, ich weiß nicht, wie eine Pflanze "tickt", wie sie denkt, was für sie wichtig ist, wo ihre Werterfüllung liegt. Vielleicht sind bereits wichtige Bedingungen verletzt worden? Wird die Pflanzenwelt Luftverschmutzung, Extremwettereinflüsse, UV-Strahlung etc. eher als Herausforderung sehen, oder wird sie es verabscheuen? Wertet sie das überhaupt?
Ich könnte mir auch vorstellen, dass sie sich als wichtigen Teil eines noch wichtigeren Ganzen begreift, und als Teil dieses Ganzen unter bestimmten Bedingungen lieber Platz für anderes machen möchte und sich dann und wann auch mal zurückzieht.
Artenvielfalt ist wichtig, und zwar für die Stabilität des Ganzen. Das Ganze kann zwar auch mit weniger Vielfalt funktionieren, aber es wird wesentlich anfälliger für Störungen.
Ich frage mich derzeit, inwieweit die auch auf natürlichen Wegen denkbare, wenn auch viel langsamere Ausbreitung von
Neobiota einen aktiven Artenschutz nicht von vornherein unmöglich macht. Man denke z.B. nur an die Argentinische Ameise. Ihr werden die meisten anderen heimischen Ameisenarten zum Opfer fallen. Wer soll die Welt vor dieser Art wirkungsvoll schützen können (= "Artenschutz"
)?
Der Mensch nicht.
Ja, deswegen gehe ich tatsächlich von stillem Einvernehmen und Einverständnis aus. Ein Einvernehmen zu einem Gesamtplan, der als Ziel hat, dem Menschen klar zu machen, was für ihn wirklich wichtig ist.
LG
Apis