21.12.2011, 11:08
Einer einzigen Weihnachtsfeier konnte ich in diesem Jahr aus verschiedenen Gründen nicht fernbleiben, also nahm ich teil.
Es gab eine Sitzordnung und links neben mir saß ein unbekannter Schweiger, rechts saß eine mir lange bekannte Kommunalpolitikerin der SPD, die ich früher für meine politische Feindin hielt, und die mich heute nur noch langweilt. Sie plappert und schwätzt unaufhörlich und neben einigen tagesaktuellen Themen verbreitet sie seit vielen Jahren die immer gleichen Parolen.
Der stetig ihrem Munde entweichende Redefluß hinderte sie am Essen und sie ließ das gute Entrecote an gratinierter Selleriemousse kalt werden.
"Schön blöd" dachte ich und gab nur einsilbige oder gar keine Antworten. Als sie das endlich und nur mäßig irritiert realisierte wandte sie sich ihrem Sitznachbarn zur Rechten zu, einem Vertreter der Lokalpresse, laberte den voll und gab mir so Gelegenheit mich auf das Essen vor mir zu konzentrieren und nur noch Bruchstücke ihres Redeschwalls wahrzunehmen.
Sie redete u.a. auch von Chancengleichheit und zwar in Zusammenhang mit Bildungschancen, die sie in unserer Gesellschaft ungleich verteilt sieht.
Nun dachte ich darüber nach, was Seth über Chancengleichheit gesagt hat. Gar nichts dachte ich zuerst. Er hat nie gesagt, dass wir alle gleich sind, sondern dass wir aus gutem Grund Individuen sind und dass wir uns unterscheiden. Was für alle gleich ist, sind einige Axiome und Vorraussetzungen, wie "das Selbst ist unbegrenzt" und "ihr erschafft euch durch eure GS eure eigene Realität".
Wenn ich, wie ich zugeben muß, also die Chancen (z.B. auf Bildung im Sinne von einer guten Schulbildung)in unserer Gesellschaft und weltweit gesehen ungleich verteilt sehe, so ist das meine Vorstellung von der Realität und es handelt sich nicht um Tatsachen.
Zähneknirschend musste ich das vor mir selbst zugeben. Ich verabschiede mich nicht von allen GS gerne.
Schnell bemühte ich noch ein paar Klischees wie das Mädchen in Afghanistan, das ein echtes Erzähltalent hat, dem aber der Schulbesuch verwehrt wird, und das schlechtere Chancen hat eine bekannte Schriftstellerin zu werden, als z.B. das ebenfalls begabte Mittelschichtkind das in einem Vorort von Chicago oder in Berlin aufwächst.
Hier wurden meine Überlegungen schwierig für mich. Dass ein Mädchen in Afghanistan schlechtere Chancen hat Schriftstellerin zu werden als ein Kind in Chicago ist mein GS.
Wie verhält es sich aber nun in diesem Zusammenhang mit unseren selbst gesteckten Aufgaben, von denen Seth spricht?
Es gibt unterschiedliche Kindheitsmilieus sagt Seth. Kein GS!
Aber gibt es dadurch nun auch unterschiedliche Chancen?( auf Bildung oder darauf Schriftstellerin zu werden)
Wenn es unterschiedliche Chancen geben sollte, gibt es bessere und schlechtere Chancen?
Die Prüfungen und Ziele, von denen Seth spricht könnten ja im Überwinden oder eben Nicht-Überwinden von ungleichen Chancen bestehen.
Oder bestehen die Prüfungen im Überwinden von GS, die besagen, dass es ungleiche Chancen gibt?
Kann sein, dass ich die Fragen falsch stelle, aber ich weiß keine Antworten.
Gruß omega
Es gab eine Sitzordnung und links neben mir saß ein unbekannter Schweiger, rechts saß eine mir lange bekannte Kommunalpolitikerin der SPD, die ich früher für meine politische Feindin hielt, und die mich heute nur noch langweilt. Sie plappert und schwätzt unaufhörlich und neben einigen tagesaktuellen Themen verbreitet sie seit vielen Jahren die immer gleichen Parolen.
Der stetig ihrem Munde entweichende Redefluß hinderte sie am Essen und sie ließ das gute Entrecote an gratinierter Selleriemousse kalt werden.
"Schön blöd" dachte ich und gab nur einsilbige oder gar keine Antworten. Als sie das endlich und nur mäßig irritiert realisierte wandte sie sich ihrem Sitznachbarn zur Rechten zu, einem Vertreter der Lokalpresse, laberte den voll und gab mir so Gelegenheit mich auf das Essen vor mir zu konzentrieren und nur noch Bruchstücke ihres Redeschwalls wahrzunehmen.
Sie redete u.a. auch von Chancengleichheit und zwar in Zusammenhang mit Bildungschancen, die sie in unserer Gesellschaft ungleich verteilt sieht.
Nun dachte ich darüber nach, was Seth über Chancengleichheit gesagt hat. Gar nichts dachte ich zuerst. Er hat nie gesagt, dass wir alle gleich sind, sondern dass wir aus gutem Grund Individuen sind und dass wir uns unterscheiden. Was für alle gleich ist, sind einige Axiome und Vorraussetzungen, wie "das Selbst ist unbegrenzt" und "ihr erschafft euch durch eure GS eure eigene Realität".
Wenn ich, wie ich zugeben muß, also die Chancen (z.B. auf Bildung im Sinne von einer guten Schulbildung)in unserer Gesellschaft und weltweit gesehen ungleich verteilt sehe, so ist das meine Vorstellung von der Realität und es handelt sich nicht um Tatsachen.
Zähneknirschend musste ich das vor mir selbst zugeben. Ich verabschiede mich nicht von allen GS gerne.
Schnell bemühte ich noch ein paar Klischees wie das Mädchen in Afghanistan, das ein echtes Erzähltalent hat, dem aber der Schulbesuch verwehrt wird, und das schlechtere Chancen hat eine bekannte Schriftstellerin zu werden, als z.B. das ebenfalls begabte Mittelschichtkind das in einem Vorort von Chicago oder in Berlin aufwächst.
Hier wurden meine Überlegungen schwierig für mich. Dass ein Mädchen in Afghanistan schlechtere Chancen hat Schriftstellerin zu werden als ein Kind in Chicago ist mein GS.
Wie verhält es sich aber nun in diesem Zusammenhang mit unseren selbst gesteckten Aufgaben, von denen Seth spricht?
Zitat:Ihr hattet bei der Gestaltung eures Kindheitsmilieus die Hand im Spiel. Ihr habt die Verhältnisse ausgewählt. Das bedeutet jedoch nicht, dass ihr diesen Verhältnissen auf Gedeih und Verderb augeliefert seid. Es bedeutet lediglich, dass ihr euch selber Prüfungen auferlegt, Ziele gesteckt und Erfahrungsmuster aufgebaut habt, durch die ihr euch entwickeln, verstehen lernen und bestimmte Fähigkeiten ausleben könnt.DNdpR S. 615
(…) Die schöpferische Fähigkeit, eure eigenen Erfahrungen zu erzeugen, ist euch heute ebenso zu eigen wie in der Zeit eurer Geburt und davor. Ihr mögt für diese Existenz ein bestimmtes Thema, einen spezifischen Rahmen äußerer Lebensbedingungen ausgewählt haben, aber innerhalb desselben seid ihr frei zu experimentieren und schöpferisch die Verhältnisse und Ereignisse zu verändern.
Es gibt unterschiedliche Kindheitsmilieus sagt Seth. Kein GS!
Aber gibt es dadurch nun auch unterschiedliche Chancen?( auf Bildung oder darauf Schriftstellerin zu werden)
Wenn es unterschiedliche Chancen geben sollte, gibt es bessere und schlechtere Chancen?
Die Prüfungen und Ziele, von denen Seth spricht könnten ja im Überwinden oder eben Nicht-Überwinden von ungleichen Chancen bestehen.
Oder bestehen die Prüfungen im Überwinden von GS, die besagen, dass es ungleiche Chancen gibt?
Kann sein, dass ich die Fragen falsch stelle, aber ich weiß keine Antworten.
Gruß omega