07.11.2011, 07:37
Ihr besteht auf materiellen Erzeugnissen konkret vorweisbarer Sorte. In einem solchen Kontext werden natürlich Träume oder Tagträume nicht als konstruktiv oder produktiv betrachtet.
Junge Leute werden angehalten, das Leben aggressiv anzupacken, was jedoch im praktischen Wortgebrauch rivalisierend bedeutet. Dazu gehört natürlich auch, dass eine rein äußerliche Orientierung des individuellen Bewusstseins gefördert wird. Das Bewusstsein soll aber nicht nur auf die äußere Realität gelenkt, sondern auch noch innerhalb dieser Grenzen auf ein spezifisches Ziel gerichtet werden. Andere Neigungen werden missbilligt.
Ein Maler wird beispielsweise nur toleriert, wenn seine Arbeiten sich gut verkaufen, und dann hält man ihn lediglich für raffinierter als andere, und zwar in der Kunst des Geldverdienens. Den Schriftsteller nimmt man in Kauf, wenn seine Bücher ihm entweder Ruhm oder ein Vermögen eintragen. Der Dichter wird selten geduldet, weil ihm seine Gaben gewöhnlich weder das eine noch das andere einbringen. Der Träumer, gleich welchen Alters, Berufs oder Familienhintergrundes, gilt als äußerst suspekt, betreibt er doch augenscheinlich nicht einmal ein Handwerk, das seine moralische Faulheit rechtfertigen könnte.
DNdpR S. 653
Seth äußert sich hier im Zusammenhang von Gut und Böse, individuellen und kollektiven GS.
Diese Stelle in gefällt mir mit jedemmal, die ich sie von neuem lese, immer beser.
Einerseits, weil diese Passage ein gutes Beispiel für Seths humorvolle Art zu Sprechen ist. Andererseits weil er hier m.E. recht eindringlich beschreibt, wie unsere Auffassungen von Gut und Schlecht doch von der protestantischen und damit von der kapitalistischen Ethik geprägt sind.
Ich frage mich, ob nun KünstlerInnen, die Auftragskunst betreiben und damit über ein regelmäßiges Einkommen verfügen, ihre Talente jedoch in Richtung Auftraggeber und/oder Massengeschmack verbiegen müssen in unserer Gesellschaft noch immer ein besseres Image haben als KünstlerInnen, die unabhängig vom Marktwert nur ihrer eigenen, individuellen künstlerischen Neigungen nachgehen und dabei -je nach ihren eigenen GS- nicht immer über ein regelmäßiges oder hohes Einkommen verfügen können.
Junge Leute werden angehalten, das Leben aggressiv anzupacken, was jedoch im praktischen Wortgebrauch rivalisierend bedeutet. Dazu gehört natürlich auch, dass eine rein äußerliche Orientierung des individuellen Bewusstseins gefördert wird. Das Bewusstsein soll aber nicht nur auf die äußere Realität gelenkt, sondern auch noch innerhalb dieser Grenzen auf ein spezifisches Ziel gerichtet werden. Andere Neigungen werden missbilligt.
Ein Maler wird beispielsweise nur toleriert, wenn seine Arbeiten sich gut verkaufen, und dann hält man ihn lediglich für raffinierter als andere, und zwar in der Kunst des Geldverdienens. Den Schriftsteller nimmt man in Kauf, wenn seine Bücher ihm entweder Ruhm oder ein Vermögen eintragen. Der Dichter wird selten geduldet, weil ihm seine Gaben gewöhnlich weder das eine noch das andere einbringen. Der Träumer, gleich welchen Alters, Berufs oder Familienhintergrundes, gilt als äußerst suspekt, betreibt er doch augenscheinlich nicht einmal ein Handwerk, das seine moralische Faulheit rechtfertigen könnte.
DNdpR S. 653
Seth äußert sich hier im Zusammenhang von Gut und Böse, individuellen und kollektiven GS.
Diese Stelle in gefällt mir mit jedemmal, die ich sie von neuem lese, immer beser.
Einerseits, weil diese Passage ein gutes Beispiel für Seths humorvolle Art zu Sprechen ist. Andererseits weil er hier m.E. recht eindringlich beschreibt, wie unsere Auffassungen von Gut und Schlecht doch von der protestantischen und damit von der kapitalistischen Ethik geprägt sind.
Ich frage mich, ob nun KünstlerInnen, die Auftragskunst betreiben und damit über ein regelmäßiges Einkommen verfügen, ihre Talente jedoch in Richtung Auftraggeber und/oder Massengeschmack verbiegen müssen in unserer Gesellschaft noch immer ein besseres Image haben als KünstlerInnen, die unabhängig vom Marktwert nur ihrer eigenen, individuellen künstlerischen Neigungen nachgehen und dabei -je nach ihren eigenen GS- nicht immer über ein regelmäßiges oder hohes Einkommen verfügen können.